Die Osnabrücker SPD-Ortsvereine Atter, Eversburg-Natruper Tor und Sutthausen haben sich für Thomas Vaupel als ihren Bundestagskandidaten im Wahlkreis 39 (Osnabrück Stadt) entschieden. Die entsprechenden Beschlüsse wurden in den letzten Tagen gefasst.
Auf einer Vorstellungsveranstaltung konnte Vaupel die Mitglieder der Ortsvereine von seiner Eignung überzeugen, wie es in einer schriftlichen Stellungnahme heißt. „Wir freuen uns, dass sich mit Thomas Vaupel ein engagierter, kompetenter und in Osnabrück verwurzelter Sozialdemokrat für die Bundestagskandidatur bewirbt. Wir unterstützen seine Kandidatur ausdrücklich“, sind sich die Ortsvereinsvorsitzenden Antje Schulte-Schoh, Hubert Flaßpöhler und Timo Spreen einig.
Ist Vaupel ein „echter“ Osnabrücker?
Vaupel wird als erfahrener Kandidat beschrieben, der als Familienvater und gebürtiger Osnabrücker, der im Landkreis aufwuchs und mittlerweile in Berlin lebt, über die nötigen politischen und beruflichen Netzwerke in der Bundeshauptstadt verfüge. Inhaltlich setzt er klare Schwerpunkte: Bildung, Infrastruktur, Digitalisierung und die klimaneutrale Transformation der Wirtschaft sollen staatlich gefördert werden. Zudem fordert er Entlastungen für Kommunen und Arbeitnehmende sowie eine gerechtere Steuerpolitik.
Kritisch äußern sich die drei Ortsvereine zur erneuten Kandidatur des bisherigen Bundestagsabgeordneten Manuel Gava. Während der Gewinn des Direktmandats bei der letzten Wahl als großer Erfolg gefeiert wurde, ist das Verhältnis zu Gava seitdem stark abgekühlt. „Leider sind Engagement und Vertrauensverhältnis zu unserem Abgeordneten in den letzten eineinhalb Jahren verloren gegangen“, heißt es in der Stellungnahme. Die Ortsvereine werfen Gava mangelnde Erreichbarkeit und das Nichteinhalten von Terminabsprachen vor. Auch über seine parlamentarische Arbeit und Unregelmäßigkeiten in seinem Bundestagsbüro gibt es deutliche Kritik.
So heißt es in der Stellungnahme: „Manuel hält Terminabsprachen nicht ein und war für uns als Ortsvereine nicht greifbar. Ähnliche Erfahrungen sind uns auch von weiteren SPD-Mitgliedern aus Stadt und Landkreis Osnabrück sowie von Bürgerinnen und Bürgern aus dem Wahlkreis gespiegelt worden. Des Weiteren kommt Manuel nach unseren Kenntnissen seiner parlamentarischen Arbeit im Deutschen Bundestag bis zum heutigen Tag kaum noch nach und es sind erhebliche Unregelmäßigkeiten mit den nunmehr ehemals Beschäftigten seines Bundestagsbüros bekannt geworden.“
Gava vor die Wahl gestellt?
Besonders problematisch sei Gavas Umgang mit der Kritik, die bereits im Frühsommer an ihn herangetragen wurde. „Manuel war von der Gegenkandidatur keinesfalls ‚kalt erwischt‘, wie er es behauptet hat“, widersprechen die Vorsitzenden Gavas Darstellung. Statt auf die geäußerte Kritik oder das Angebot einer Auszeit einzugehen, habe Gava die Bedenken ignoriert. Dies habe letztlich dazu geführt, dass eine Gegenkandidatur unvermeidlich wurde. Darauf angesprochen, äußerte Manuel Gava gegenüber unserer Redaktion: „Man hat mich vor die Wahl gestellt: Entweder sollte ich mich bis zum Ende der Legislaturperiode krankmelden oder man würde mich nicht mehr unterstützen.“ Das sei für ihn jedoch nicht infrage gekommen.
Großer Showdown bei der Aufstellungsversammlung?
Trotz der deutlichen Kritik wünschen die Ortsvereine Gava „die notwendige Kraft im Umgang mit seiner gesundheitlichen und persönlichen Situation“. Gleichzeitig hoffen sie, dass Thomas Vaupel bei der bevorstehenden Aufstellungsversammlung am 24. Oktober die Unterstützung der Delegierten aus Stadt und Landkreis Osnabrück erhält. Manuel Gava hingegen kann sich der Rückendeckung von mehreren SPD-Ortsverbänden sicher sein.