Osnabrück ist bei den Olympischen Spielen in Paris (26. Juli bis 11. August) wieder prominent vertreten. Nach seinen Einsätzen in Tokio (2020) und Rio de Janeiro (2016) wurde der bekannte Sportmediziner, Privatdozent Dr. Casper Grim vom Klinikum Osnabrück, erneut als Leitender Orthopäde und Stellvertretender Chief Medical Officer in den Stab der Mannschaftsärzte des deutschen Olympiakaders berufen.
Grim und Wolfahrt leiten Ärzteteam
Grim teilt sich die Leitung die Ärzteteams wieder mit Prof. Dr. Bernd Wolfarth von der Berliner Charité. Während Grim, Chefarzt für Orthopädie und Sportmedizin am Klinikum, den orthopädischen und traumatologischen Bereich verantwortet, ist Wolfahrt als Facharzt für Innere Medizin für dieses Gebiet zuständig. Wie Grim erklärt, umfasst das Ärzteteam des Olympiakaders diesmal 22 Mediziner aus verschiedenen Fachgebieten.
Die Ärzte sind für die medizinische Versorgung von knapp 800 Menschen zuständig. Das „Team D“ umfasst nach den Angaben von Grim diesmal rund 430 Athleten sowie u.a. über 300 Trainer/Betreuer. Für Grim ist es bereits der achte Einsatz für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bei großen internationalen Wettbewerben. Vor Tokio und Rio de Janeiro war er dreimal bei den „World Games“ für die nicht-olympischen Sportarten und zweimal bei den Olympischen Jugendspielen als Orthopäde und Mannschaftsarzt dabei.
400 bis 500 Behandlungseinsätze
In Paris ist das Ärzteteam für alle kleinen und großen Erkrankungen und Verletzungen zuständig, die sich die Sportler und andere Mitglieder des Olympiakaders zuziehen oder mitbringen. „Dabei reicht das Spektrum von Infekten und Atemwegserkrankungen über Prellungen und Schürfwunden bis zu Kreuzbandrupturen und schweren Traumata. In der Vergangenheit haben wir teilweise sogar Operationen durchgeführt“, berichtet Grim. „Oftmals sind es außerdem keine akuten Erkrankungen, sondern bestehende Probleme etwa durch Überlastungen, wegen denen die Athleten bei uns vorstellig werden. Nach meinen Erfahrungen sind es jeweils zur Hälfte akute Fälle und zur anderen Hälfte mitgebrachte Probleme.“ 400 bis 500 Behandlungseinsätze kommen nach Grims Erfahrungen locker bei einem solchen Wettbewerb zusammen.
Die Ärzte richten im deutschen Abschnitt des Olympischen Dorfs eine Praxis mit mehreren Sprech- und Behandlungszimmern ein, in der die Sportler und weiteren Teamangehörigen sie aufsuchen können. „Sie ist tagsüber ständig besetzt und nachts gibt es eine Rufbereitschaft. Darüber hinaus stellen wir es sicher, dass bei Wettkämpfen in bestimmten Disziplinen immer Ärzte direkt in den Sportanlagen dabei sind.“ Dazu gehörten ohnehin verletzungsträchtige Kampfsportarten wie Taekwondo, Boxen und Ringen. „Auch Radfahren und Turnen gehören zu den Sportarten, die größere Verletzungsrisiken bergen – auch bei diesen Wettkämpfen sind immer Ärzte dabei.“
Praxis im olympischen Dorf
Weil die medizinische Versorgung beim Eintreffen der Mannschaft bereitstehen muss, reisen die Ärzte etwas eher an und bauen die Praxis im olympischen Dorf auf. „Die genaue Zeitplanung für Paris steht noch nicht. Im Minimum müssen wir eine Woche eher da sein, um uns einzurichten und mit den weiteren Gegebenheiten vertraut zu machen“, so Grim. Wie er erklärt, werden für die Ausstattung und Einrichtung der Praxis u.a. Ultraschall- und EKG-Geräte sowie Geräte für Elektrotherapie aus Deutschland mitgebracht. Darüber hinaus stehe in dem olympischen Dorf noch eine medizinische Einrichtung u.a. mit Labor, Röntgen- Anlage, MRT und weiterer Diagnose-Technik zur Verfügung, die bei Bedarf genutzt werden könne.
Auch die Zusammenarbeit im deutschen Ärzteteam sei geübt. „Es gibt natürlich Wechsel – aber im Prinzip werden die Teilnehmenden aus Deutschland immer im gleichen Setting – also mit der gleichen Ausrüstung und dem gleichen Stab – begleitet. Dadurch sind wir ein gut eingespieltes Team, das die medizinische Versorgung der Sportlerinnen und Sportler auch unter den besonderen Bedingungen einer Olympiade routiniert sicherstellen kann.“ Grim freut sich sehr darüber, dass er erneut in das Team der Mannschaftsärzte berufen worden ist. „Wir haben bei solchen Wettkämpfen einen 24/7-Job und die Einsätze sind anstrengend – aber es ist natürlich eine große Ehre für mich und ich bin auch ein wenig stolz darauf“, sagt er.
Dienstpläne noch nicht gemacht
Zumal er als Olympia-Arzt quasi die Nachfolge von Prof. Dr. Martin Engelhardt angetreten hat. Der Ärztliche Direktor des Klinikums Osnabrück und Chefarzt des Osnabrücker Zentrums für muskuloskelettale Chirurgie (OZMC), zu dem auch die Orthopädie/Sportmedizin gehört, war bis 2008 Leitender Orthopäde der deutschen Olympiamannschaft.
Ob Grim und Wolfahrt es sich wie in Tokio und Rio abwechselnd teilen, dass je einer von ihnen arbeitet und der andere an der Eröffnungs- oder Abschlussfeier teilnimmt, ist, wie Grim verrät, noch nicht entschieden. „Wir haben die Dienstpläne noch nicht gemacht. Vielleicht klappt es, dass wir beide bei beiden Feiern dabei sein können.“