Die Hasestraße wird künftig zur Sackgasse. / Foto: Brockfeld
Am 8. Februar beschloss der Stadtrat, den Straßenzug am Dom für den Autoverkehr zu sperren und die Hasestraße zur Sackgasse zu machen. Was sagen die betroffenen Ladeninhaber dazu? Wir haben uns umgehört.
Hans-Dieter Herrmann ist Inhaber des „Shock Records“ Plattenladens und würde sich grundsätzlich eine Verkehrsberuhigung der Hasestraße wünschen: „Die Sperrung könnte ein Vorteil sein und es wäre nicht schlecht, aus der Hasestraße eine Fußgängerzone zu machen oder sie für Radfahrer attraktiver zu gestalten. Oft kommt man kaum über die Straße und viele halten sich nicht an Tempo 30. Als die Angersbrücke gesperrt war, war das auch kein Nachteil für uns.“ Herrmann ärgert sich, dass die Busse von der Sperrung ausgenommen werden: „Hier fahren gefühlt 600 Busse am Tag durch. Wenn die das weiterhin dürfen, ergibt sich auch kein Vorteil für die Gastronomie. Ideal fände ich eine temporäre Lösung, beispielsweise mit Sperrungen am Freitag und Samstag.“
Kein Dialog mit den Inhabern
Uta Westerholt ist Inhaberin des Prelle Shops in der Krahnstraße und ärgert sich nicht nur über den Beschluss, sondern auch über die Kommunikation: „Es ist sehr bedauerlich, dass der Rat die Entscheidung so schnell gefällt hat. Wir wurden nur wenige Tage vorher benachrichtigt. Es gab keine Diskussion und wir Ladeninhaber wurden nie nach unserer Meinung gefragt.“ Westerholt befürchtet durch die Sperrung Nachteile für ihr Geschäft: „Die Kunden können nicht mehr kurz halten um etwas abzuholen und gerade ältere Kunden, die oft vor der Tür abgesetzt wurden, können nicht mehr kommen. Nach den schwierigen Pandemiejahren ist die Sperrung kein gutes Zeichen für den Einzelhandel. Ich würde eine schön gestaltete Fußgängerzone unterstützen, aber das ist mit den vielen Bussen nicht möglich.“
Hasestraße attraktiver machen
Im vergangenen Jahr eröffnete der Weinhändler vanWEINS seinen Showroom in der Hasestraße. Auch hier blickt man mit gemischten Gefühlen auf die Pläne des Stadtrates: „Ich habe erst gestern aus den Medien von dem Beschluss erfahren. Keiner von uns wurde gefragt,“ sagt Geschäftsführer Daniel Ascencao. „Ich hätte mir eine Lösung gewünscht, die die Hasestraße attraktiver macht und ich glaube nicht, dass die Sperrung da hilft.“
Bürgerbeteiligung gewünscht
„An sich ist jeder Fortschritt ein Fortschritt. Ich finde es nur schade, dass das Vorhaben der Sperrung nicht offen diskutiert wurde oder zumindest nicht mit denen abgesprochen wurde, die hier ein Geschäft oder eine Gastronomie haben. Eine Bürgerbeteiligung wäre hier der richtige Weg gewesen“, erklärt eine Mitarbeiterin des Tara – unverpackt Ladens, die nicht namentlich genannt werden möchte. Für ihr Geschäft werde die Sperrung voraussichtlich keine Auswirkungen haben, da die meisten Kundinnen und Kunden mit dem Fahrrad kommen. „Dennoch finde ich die Art der Kommunikation einfach nicht richtig, das stört mich am meisten. Die Stadt macht wieder nur eine halbe Sache, dafür ist Osnabrück schließlich auch bekannt“, sagt die Mitarbeiterin abschließend und spielt auf die Pop-Up-Fahrradwege an.
Ärger über die Busse
So wie die Mitarbeiterin des Tara – unverpackt Ladens findet auch Tobias Treusch von Buttlar die Idee eines verkehrsberuhigten Bereichs an sich nicht schlecht, doch die Art und Weise der Umsetzung sei in diesem Fall schwierig: „Ein Hasestraße ohne viel Verkehr und mehr Platz für die Außengastronomie ist eine gute Idee. Die Vorstellung, nach der Arbeit ein Feierabendbier hier draußen genießen zu können, klingt gut. Aber was mich stören würde: Die Busse, die trotz der Sperrung hier immer noch herfahren dürfen. Über 400 Busse fahren hier jeden Tag, die Belastung durch die Fahrzeuge ist einfach zu hoch. Das sieht man bereits an der Straße.“ Auch der Mitarbeiterin des Tara-unverpackt Ladens sind die Busse ein Dorn im Auge: „Busse können auch um den Ring fahren und müssen nicht den Weg durch die Hasestraße nehmen.“
Was wurde sich bei der Sperrung gedacht?
An das Problem müsse laut Treusch von Buttlar kreativer und dynamischer rangegangen werden: „Meine Idee ist eine Einbahnstraße plus Fahrradstraße. Dann wäre die Straße schmaler und es würde mehr Platz für die Außengastronomie geben.“ Abschließend betont Treusch von Buttlar: „Ich würde von der Politik gerne wissen, was der Auslöser für diese Entscheidung war und was sich bei der Umsetzung der Sperrung gedacht wurde.“
Dieser Artikel wurde von Lukas Brockfeld und Ina Krüer gemeinsam verfasst.