Wer die Tagesnachrichten verfolgt, hat wahrscheinlich mitbekommen, dass gerade ein Begriff hohe Wellen schlägt: CO2-Steuer. Sollte diese Steuer kommen, betrifft sie jeden. Ein wichtiger Grund also, auch seinen Hausbau mit diesem Gedanken im Hinterkopf anzugehen.
Status Quo
Noch ist gar nichts beschlossen. Nachdem das Thema in der Vergangenheit bereits medial aufflackerte, schlug Mitte April 2019 mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) erstmals ein Mitglied der politischen Avantgarde in einem SPIEGEL-Interview eine solche Steuer vor.
Zitat: „Die Idee ist, dass CO2 einen Preis bekommt, also dass man auf Treibhausgase eine Steuer erhebt.“
Schnell bekam das Thema medialen Wind. Parteigenossen pflichteten der Ministerin bei, auch aus den Reihen der Grünen kam viel Lob; oft wurde auch auf Schweden verwiesen, wo eine solche Steuer bereits 1991 eingeführt wurde.
Noch gibt es kein stehendes Konzept, wie eine solche Steuer aussehen sollte. In jedem Fall würde sie sich aber zumindest um fossile Brennstoffe drehen, also Benzin, Heizöl, Erdgas und dergleichen.
Was die Höhe anbelangt, werden derzeit medial Summen zwischen 20 und 180 Euro pro Tonne kolportiert. Pro Kopf und Jahr entfallen auf Deutschland derzeit knapp neun Tonnen des Klimagases.
Die Steuer soll zwar offiziell „sozial gerecht“ sein und kleine und mittlere Einkommen nicht über Gebühr belasten. Doch Mehrbelastung bleibt eben Mehrbelastung.
Wichtig für Bauherrn: Dass die Steuer kommt, dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein – scheitert es jetzt an politischen Widerständen, dann in einigen Jahren. Wer jetzt in der Bauplanung steckt, sollte sich dementsprechend durch die richtigen Maßnahmen wappnen.
1. Die richtige Lage
Was auf einen persönlich an Steuern zukommt, wird vor allem damit zusammenhängen, wie sehr man aufs Auto angewiesen ist.
Unter dieser Prämisse sollte man den Standort vielleicht nochmals gut überdenken. Es ist zwar nicht schlimm, wenn man weit pendeln muss. Doch das Wie ist entscheidend.
Und da gewinnen vor allem Standorte, die über eine gute Anbindung per öffentlichem Nahverkehr verfügen. Denn wer damit fährt, muss natürlich die Steuern ebenso wenig zahlen wie Radfahrer.
Ferner sollte man auch Standorte bevorzugen, in denen die wichtigsten Dinge (Ärzte, Schulen usw.) zumindest so nah liegen, dass man sie per Fahrrad oder fußläufig erreichen kann. Wer völlig in ländlicher Abgeschiedenheit bauen will, zahlt bei der Steuer drauf.
2. Fossil-unabhängige Heizung
Ob auch Gasheizungen ebenso unter die CO2-Steuer fallen wie Ölheizungen, kann zwar derzeit nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Aber ausschließen sollte man es keinesfalls.
Für das Haus bedeutet das, dass man alles daransetzen sollte, ohne unmittelbaren CO2-Ausstoß zu heizen. Etwa durch:
- Eine Wärmepumpe als Grundlage. Diese läuft mit Strom egal aus welcher Quelle er kommt
- Statische Auslegung des Dachstuhls, sodass es jederzeit möglich ist, eine Solarthermie-Anlage zu installieren. Diese kann sowohl heizen wie Warmwasserbereitung betreiben
- Integration von Photovoltaik. Und zwar nicht „kleckerweise“, sondern so üppig wie möglich, auch auf Nebengebäuden bzw. an Fassaden.
Zudem empfiehlt es sich, zusätzlich einen Kaminofen zu installieren, gerne mit dem Heizkreislauf verbunden. Holz ist weitestgehend CO2-neutral, was es beim Verbrennen abgibt, hat der Baum während seines Lebens aufgenommen.
3. Stromspeicher
Jedes einzelne Gramm CO2 wird teures Geld kosten – je nachdem, wie scharf die Gesetze werden, sogar dann, wenn man es nur indirekt erzeugt, etwa durch die Verwendung von „Graustrom“ für seine Heizung.
Das möchte man maximal abfedern. Ein Stromspeicher ist ein vorzüglicher Weg dazu, denn jede Kilowattstunde, die man daraus entnimmt, spart rein rechnerisch 489 Gramm des Klimagases ein.
Tatsächlich ist das so viel, dass dadurch nicht nur das CO2, das bei der Speicherherstellung erzeugt wurde, schon nach maximal zwei Jahren kompensiert wird, sondern auch das der PV-Anlage.
4. Trinkwasserfilter
Trinkwasser in Deutschland wird stark kontrolliert. Aber es gibt schon deshalb, weil das Wasser je nach Region unterschiedlich zusammengesetzt wird, immer wieder das Risiko, dass es weniger optimal ist – oder auch nur nicht gut schmeckt.
Tatsache ist, dass man auch durch das Einkaufen von Getränken zu versteuerndes CO2 erzeugen wird. Beide Fliegen erschlägt man mit einer Klappe, indem man unter dem Küchen-Wasserhahn oder direkt hinter dem Zähler eine zusätzliche Filtrierungsanlage installiert.
Die verbessert nicht nur den Geschmack und entfernt verbliebene Rückstände aus dem Trinkwasser (etwa Pestizide oder Pharmazeutika). Viel mehr ermöglicht der Filter, konsequent alles, was man trinkt, aus dem Hahn herzustellen.
Das spart nicht nur CO2-Steuer, sondern auch noch unzählige Euros für industriell hergestellte Getränke.
5. Wallbox
Noch ist man als künftiger Bauherr vielleicht ganz normal mit seinem verbrennungsmotorgetriebenen Auto unterwegs – und wahrscheinlich auch der Partner.
Bloß: Wenn die CO2-Steuer kommt, könnte es durchaus möglich sein, dass sich über kurz oder lang herausstellt, dass sie den eigenen Haushalt durch die erhöhten Spritkosten über Gebühr belastet.
Gut ist, wenn man in dem Fall problemlos den Weg des allergeringsten Widerstandes gehen und sich ein E-Auto anschaffen kann.
Damit das jedoch reibungslos funktioniert, sollte man allerdings jetzt schon eine Wallbox bzw. zumindest die Anschlussgrundlagen dafür unter dem Car-Port oder in der Garage integrieren lassen.
Im Endeffekt bedeutet das nur, dass der Elektriker ein zusätzliches 230-Volt-Kabel und eine dazugehörige Extrasicherung installieren muss. Das ist beim Bau natürlich ungleich einfacher als im Nachgang.
Wenn es dann nämlich soweit kommt, dass einem die Steuer über den Kopf wächst, kann man nonchalant auf ein E-Auto wechseln und es in der Sicherheit des eigenen Zuhauses aufladen.
Zusammengefasst
Die CO2-Steuer wird kommen. Wenn nicht heute, dann eben spätestens in einigen Jahren. Und sie wird jeden von uns treffen. Das mag einen zwar vielleicht ärgern, aber dagegen machen kann man nichts – außer, sein Haus jetzt so zu bauen, dass man später von der Steuer bestenfalls gar nicht tangiert wird. Das kostet zwar jetzt etwas mehr, kann und wird sich dann aber doppelt und dreifach auszahlen – und für den Planeten sowieso.
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