Monatelang kämpften die Bewohnerinnen und Bewohner des Luhrmannhofs, einem studentischen Wohnort in Osnabrück, um die Existenz der grünen Oase hinter der Gartlage. Eine unerwartete Großspende sowie ein Direktkredit machen es möglich: Die Studierenden können den Hof aufkaufen.
Im September 2021 entschied sich das Studentenwerk Osnabrück, den Luhrmannhof „aufgrund des erheblichen Sanierungsbedarfs“ nicht weiter zu unterhalten. Eine Hiobsbotschaft für die fast 50 Bewohnerinnen und Bewohner. Seit 30 Jahren bietet der Luhrmannhof neben bezahlbarem Wohnraum für Studierende vor allem einen alternativen Lebensstil: Nachhaltigkeit und Naturbezogenheit statt Konsum und Stadt. Mit dem Luhrmannhof in Osnabrück soll dieses Konzept erhalten bleiben. Noch im Dezember 2022 veranstaltete der Luhrmannhof einen kleinen Weihnachtsmarkt, bei dem Spenden gesammelt wurden. „Geht das Licht bald aus?“, stand auf großen Plakaten.
Spenderin oder Spender bleibt anonym
Der Rückhalt durch die Stadtgemeinschaft ist stark, wie die Spendenbereitschaft zeigt: Über die Seite betterplace.org spendeten schon 154 Einzelpersonen Beträge zwischen fünf und 100 Euro, um den grünen Ort zu erhalten – die letzte Spende ist erst wenige Tage alt. Am Mittwoch (18. Januar) wendete sich eine von der Idee des selbstverwalteten und nachhaltigen Wohnens überzeugte Person an den Luhrmannhof e. V. Sie spendete 25.000 Euro und vergab darüber hinaus einen Direktkredit in Höhe von 140.000 Euro. „Für uns war das eine wunderbare Nachricht. Wir haben jetzt genug Geld, damit es klappt“, sagt Danilo Musso vom Luhrmannhof e. V. lächelnd. „Wir würden jetzt einen Bankkredit bekommen, den uns die GLS auch schon zugesichert hat.“ Das bedeutet: Die Lichter am Luhrmannhof bleiben an.
Grundlagen für „regeneratives Wohnen“ gelegt
Musso sieht im studentischen Wohnen am Luhrmannhof viel Potenzial. „Wir wollen hier nachhaltiges und selbstverwaltetes Wohnen ermöglichen. Es ist so wichtig, Orte zu haben, an denen man lernt, Verantwortung zu übernehmen – für sich und für die Umwelt.“ Die Studierenden denken sogar über Nachhaltigkeit hinaus: Das Stichwort ist „regeneratives Wohnen“. Geplant sind neben einer Photovoltaikanlage auch ein Regenwasserauffangsystem und ein Foodsharingladen mit lokalem Bio-Gemüse. Derzeit im Aufbau ist ein selbstbeheizendes Gewächshaus, das auf Pferdemist läuft. In den nächsten zehn Jahren wollen die Bewohnerinnen und Bewohner Klimaneutralität erreichen. Mit der Unterstützung durch die Stiftung Trias und die Großspende sind die rechtlichen und finanziellen Grundlagen dafür jetzt gelegt.
Weniger Hürden und mehr Transparenz
Ab März 2023 steht der Luhrmannhof offiziell unter Selbstverwaltung. Dass das Studentenwerk nicht mehr der Träger des Wohnorts ist, hat für den Luhrmannhof auch Vorteile: „Die Hürde, neue Projekte an den Start zu bringen, ist jetzt viel niedriger. Außerdem können wir damit auch transparenter werden.“ Musso bezieht sich damit unter anderem auf die Lebenskosten am Luhrmannhof. Durch die Selbstverwaltung können alle Bewohnerinnen und Bewohner direkt sehen, wohin ihre Miete fließt.
Crowdfunding läuft weiter
Die Mieteinnahmen der nächsten Jahre werden voraussichtlich dafür aufgewendet, die Kredite zurückzuzahlen. Die Fundraising-Kampagne des Hofes läuft allerdings weiter. „So können wir die Kredite so klein wie möglich halten und müssen weniger Zinsen zahlen. Dann könnten wir etwa in neue Projekte am Hof investieren oder die Mietpreise geringer halten“, erklärt der Vorsitzende des Luhrmannhof e. V. In den kommenden Monaten finden zahlreiche Infotermine für Interessierte und mögliche Spenderinnen und Spender statt: Am 30. Januar (Hof), am 8. Februar (online), am 15. Februar (Hof), am 22. Februar (online) und am 1. März (Hof). Eine Anmeldung unter kontakt@luhrmannhof.org ist erwünscht.