Trotz der Rezession und einer Eintrübung des Geschäftsklimas sieht Bundesbank-Präsident Joachim Nagel die deutsche Wirtschaft optimistisch und weist die Kritik an der mangelnden Innovationsfähigkeit zurück.
Robuster Arbeitsmarkt und Widerlegung der Kritik
Inmitten der wirtschaftlichen Abschwächung betonte Nagel in einem Interview mit dem „Handelsblatt“ den robusten Zustand des deutschen Arbeitsmarkts. Gegenüber der oft verbreiteten Meinung, Deutschland sei der „kranke Mann Europas“, äußerte Nagel: „Ich halte das für eine Fehldiagnose, die bei vielen allzu leicht verfängt.“ Er widerlegte auch die Vorwürfe, dass die deutsche Wirtschaft nicht innovativ und schnell genug sei. In Bezug auf das Label „Made in Germany“ stellte er fest: „Wir sollten uns `Made in Germany` nicht kleinreden lassen“. Nagel betonte zudem die Anpassungsfähigkeit Deutschlands in der Vergangenheit und bemerkte, dass „das deutsche Wirtschaftsmodell kein Auslaufmodell“ sei, jedoch „ein Update“ benötige.
Mögliche Zinserhöhung und die Herausforderung der Inflation
Nagel äußerte sich weniger eindeutig zur Frage, ob die Europäische Zentralbank (EZB) bei der nächsten Ratssitzung am 14. September die zehnte Zinserhöhung in Folge beschließen wird. Die Entscheidung werde rein datenabhängig getroffen, einschließlich der dann vorliegenden neuen Prognosen, erläuterte Nagel.
Die aktuelle Inflation im Euro-Raum liegt bei 5,3 Prozent, ebenso die Kerninflation. Nagel, der als Befürworter einer straffen Geldpolitik gilt, deutete darauf hin, dass das hartnäckige Inflationsproblem besteht und erklärte: „Unseren Zielwert für die Inflation haben wir aber längst noch nicht erreicht“. Die EZB strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an.