Der Krebsforscher Titus Brinker kritisiert den bürokratischen Aufwand bei der Etablierung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin in Europa. Er sieht in den geltenden EU-Verordnungen erhebliche Hindernisse für Fortschritt und Innovation.
Hindernisse für Fortschritt
Titus Brinker, Experte für Künstliche Intelligenz und Entwickler eines KI-gestützten Dermatoskops zur Erkennung von Hautkrebs, äußerte seine Bedenken in Bezug auf die Komplexität der EU-Medizinprodukteverordnung und der Datenschutzgrundverordnung. „Die EU-Medizinprodukteverordnung macht den Einsatz von KI am Patienten ähnlich schwierig und bürokratisch, wie die europäische Datenschutzgrundverordnung die Datenforschung insgesamt“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Beide EU-Verordnungen sind sehr effektive Bremsklötze für Fortschritt.“
Auswirkungen auf KI in der Medizin
Brinker lieferte weiterhin Kritik am wirtschaftlichen Aspekt der Gesetzeslage. Er bemerkte, dass Datenforschung und Zulassungsprozesse teuer und zeitaufwendig sind, was dazu führt, dass Patienten selten die Möglichkeit haben, von KI in der klinischen Praxis zu profitieren. „Wir würgen uns durch überbordende Bürokratie einen sehr wichtigen Wirtschaftsmotor ab“, fügte er hinzu.
Kosten und Zeitaufwand der Zulassungsprozesse
Laut Brinker belaufen sich die Kosten für die Bürokratie zur Zulassung seines KI-assistierten Dermatoskops auf mindestens drei Millionen Euro. „Bevor ein Unternehmen den ersten Euro verdient, vergehen mindestens drei Jahre Zulassungsprozess, in der Regel sind es sogar sechs bis acht Jahre“, erklärte der Forscher.
Unterstützung durch das Land Baden-Württemberg
Brinker ist jedoch der Ansicht, dass die Entwicklung und Zulassung seines KI-Dermatoskops nur durch staatliche Unterstützung möglich sei. Mittel des Landes Baden-Württemberg würden die Bewältigung der bürokratischen Hürden erleichtern. Brinker betonte jedoch, dass die aktuellen EU-Gesetze vor allem große Unternehmen wie Google, Amazon oder Apple begünstigten, während kleinere und mittelgroße Unternehmen keine Chance hätten, aus eigener Kraft ein solches Produkt auf den Markt zu bringen.
Anerkennung für innovation
Trotz der genannten Hürden wurde Brinker in diesem Jahr für seine innovative Forschung ausgezeichnet: Er erhielt den Innovationspreis des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg für die Entwicklung des KI-assistierten Dermatoskops.
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