(mit Material von dts Nachrichtenagentur) Bedrohungslage im Netz so groß wie nie.
Die neue Chefin des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Claudia Plattner, warnt vor einer wachsenden Gefahr für Deutschland durch russische Cyberattacken. Laut Plattner steigt die Zahl der Angriffe aus Russland. Insgesamt sei die Bedrohungslage im Netz „so groß wie nie“. Deutschland als europäische Macht und Unterstützer der Ukraine sei ein „attraktives Ziel“ für von Moskau gelenkte Hackergruppen. Auch aus China und Iran sei ein Anstieg der Angriffszahlen zu beobachten. Es besteht die Sorge, dass sich prorussische Aktivisten, Cyberkriminelle und Hackergruppen der russischen Geheimdienste verbünden, um westliche Systeme anzugreifen. Zuletzt wurden immer wieder Websites von Behörden und anderen wichtigen Einrichtungen lahmgelegt. Einige deutsche Ermittler vermuten russische Hacker dahinter.
Kritische Infrastruktur besser schützen
Die neue BSI-Präsidentin Claudia Plattner fordert, dass besonders die kritische Infrastruktur in Deutschland besser geschützt wird. Sie fordert Möglichkeiten, Angriffe „stoppen und abwehren“ zu können. „Nur die Hände hochhalten reicht nicht“, so Plattner. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) plant, dem Bundeskriminalamt mehr Kompetenzen zu geben, damit es im Fall eines Hackerangriffs „aktiv“ abwehren kann. Details zu den Plänen sind bisher nicht bekannt. Die Ampelparteien hatten in der neuen Nationalen Sicherheitsstrategie betont, dass sie sogenannte Hackbacks prinzipiell ablehnen. Fachleute warnen vor den Risiken von Eingriffen in fremde Systeme.
Debatte um Abwehrmöglichkeiten
Die Pläne zur aktiven Abwehr von Hackerangriffen stoßen auf Skepsis bei Grünen und FDP. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz betont, dass nur verhältnismäßige und verfassungskonforme Befugnisse eingeführt werden sollten. Reinhard Brandl, digitalpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, hält weitergehende Abwehrmöglichkeiten für dringend geboten und kritisiert die Uneinigkeit der Koalition. Er warnt davor, ein „Potemkinsches Dorf“ aufzubauen, das im Ernstfall nicht ausreichend schützen könne. Es besteht die Notwendigkeit, den sicherheitspolitischen Mehrwert der Pläne kritisch zu prüfen.