Inkontinenz ist leider viel zu oft noch ein Tabuthema. Dabei ist es eines, mit dem man nicht nur im hohen Alter, sondern zu jeder Lebensphase in Berührung kommen kann. So liegt bei Frauen die Ursache nicht selten in einer Hormonumstellung während einer Schwangerschaft oder der Wechseljahre. Doch auch Männer jedes Alters oder Frauen ohne Kinder können aus den verschiedensten Gründen Schwierigkeiten mit der Kontrolle des Harndranges entwickeln. Dies ist keinesfalls ein Grund, sich zu schämen oder sich im Leben einschränken zu lassen. In vielen Fällen lassen sich die Symptome deutlich lindern, sodass man keinerlei Abstriche in der Lebensqualität machen muss.
Was ist Harninkontinenz?
Mediziner unterscheiden in der Regel zwischen zwei Hauptarten von Inkontinenz: Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz. Auch eine Mischform ist möglich. Bei der Belastungsinkontinenz kommt es – wie der Name schon sagt – zu unwillkürlichem Harnverlust bei Belastungen, zum Beispiel beim Lachen oder Husten. In der Regel handelt es sich dabei nur um wenige Tropfen. Die Ursache ist oftmals ein geschwächter Beckenboden.
Für Dranginkontinenz hingegen sind oft eine überreizte Blase und ein geschwächter Schließmuskel verantwortlich. Der Harndrang setzt dabei oft sehr plötzlich ein und ist manchmal so intensiv, dass man es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schafft.
Wichtig ist, unter den Symptomen nicht stumm zu leiden, sondern sich rechtzeitig medizinische Hilfe zu suchen bzw. bestimmte Maßnahmen zu ergreifen. Stichwort gesund leben: Bereits durch eine gesunde Lebensführung und die Einhaltung bestimmter Lebensstilfaktoren lässt sich die Inkontinenz oft deutlich verringern. Dennoch ist es wichtig, zunächst die konkrete Ursache abklären zu lassen. Ist sie gefunden, lässt sich Blasenschwäche oft vollständig heilen.
Beckenbodentraining nutzen
Wie bereits erwähnt, entsteht Belastungsinkontinenz bei Frauen häufig nach Schwangerschaften. Ein Grund ist, dass der Beckenboden durch Schwangerschaft und Geburt überstrapaziert wird und den Druck nicht mehr halten kann. Bei Männern tritt Belastungsinkontinenz seltener auf, kommt jedoch häufig nach Eingriffen an der Prostata vor. In beiden Fällen hilft ein regelmäßiges Beckenbodentraining.
Vorbeugen ist jedoch noch besser als heilen. Daher ist es optimal, den Beckenboden auch dann zu stärken, wenn er keine Probleme macht. Frauen, die vor einer Schwangerschaft bereits einen starken Beckenboden haben, kommen beispielsweise deutlich häufiger ohne Inkontinenz durch diese intensive Lebensphase. Das Beckenboden-Training kann in Physiotherapiepraxen oder in Präventionskursen – teilweise von den Krankenkassen gefördert – gelernt und durchgeführt werden. Wer schließlich seinen Beckenboden gut spürt und bewusst ansteuern kann, setzt das Training selbstständig weiter fort.
Wie für Home-Workouts im heimischen Wohnzimmer werden auch für die Beckenboden-Übungen keinerlei Geräte benötigt. Es kann jederzeit unkompliziert in den Alltag integriert werden. Manche Übungen lassen sich sogar diskret beim Warten an der Bushaltestelle oder in der Mittagspause im Büro durchführen.
Davon abgesehen hilft auch eine gute Ernährung, Blasenschwäche vorzubeugen. Menschen, die häufig unter Verstopfung leiden, belasten ihren Beckenboden zusätzlich durch das Pressen beim Stuhlgang. Versuchen Sie also, sich ballaststoffreich und überwiegend pflanzlich zu ernähren, um die Darmtätigkeit anzuregen und den Stuhlgang zu fördern. Optimal ist eine Ernährung aus frischem Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen. Fleisch und Milchprodukte hingegen begünstigen Verstopfung und sollten daher nur in Maßen konsumiert werden. Zusätzlich ist es wichtig, täglich mindestens zwei bis drei Liter frisches Wasser zu sich zu nehmen.