Irgendwie schön anzusehen ist er ja, der vor einem Monat feierlich eröffnete „Entrée-Platz“ im Wissenschaftspark.
Inzwischen haben Skater und BMX-Radler die offensichtlichen Vorzüge der Architektur entdeckt: mit Folgen vor allem für den reichlich vergossenen Beton.
Schon bei der Eröffnung war klar: der Planer hatte wohl an Funsport gedacht (oder auch nicht)
Noch vor der Eröffnung wurde der Platz „inoffiziell“ von der Osnabrücker Skateboard-Szene eingeweiht. Erste Kratzer im Beton zeugten davon, dass es nicht wirklich eine gute Idee ist Beton-Rampen von „Höhe Null“ auf etwa 50cm zu führen, wenn zugleich noch eine leicht abschüssige Betonbahn zum Schwungholen mit dem „Rollbrett“ einlädt (HASEPOST berichtete).
Dabei hat Osnabrück mit dem Rosenplatz schon einschlägige Erfahrungen gemacht. Auch dort zeigte sich kurz nach der Eröffnung, wie gut solche Rampen-Konstruktionen als Skateboard-Attraktion taugen – das in der Neustadt verwendete Material scheint aber besser geeignet als der Beton am Westerberg.
Oberbürgermeister Wolfgang Griesert konnte das Offensichtliche nicht übersehen, und appellierte in seiner Eröffnungs-Ansprache für einen „pfleglichen Umgang mit der Anlage“ und wollte von Verbotsschildern nichts wissen.
Verwaltung hofft auf Problemlösung mit Eröffnung der neuen Skateranlage
Im Gespräch mit der Redaktion erklärte Betriebsleiter Axel Raue vom Osnabrücker Service Betrieb (OSB), der für Unterhaltung und Pflege des Entrée-Platzes zuständig ist, dass mit der für Ende September geplanten Eröffnung der Skate-Anlage an der Liebigstraße das Problem sich hoffentlich von selbst löst.
„Im Augenblick sind die Skater ohne Heimat“, so Raue, „mit der anspruchsvollen Anlage im Stadtteil Gartlage wird es nicht mehr attraktiv sein im Wissenschaftspark die Betonkanten zu zweckentfremden“, so der studierte Landschaftsarchitekt. Auch habe man ein regelrechtes „Wanderungsverhalten“ der Szene beobachtet. Erst probierte man die Installationen vor der neuen Uni-Mensa aus, dann war zeitweise der Platz vorm Innovationscentrum (ICO) attraktiv, nun wird es bis zum Herbst der Entrée-Platz sein, ist man sich beim Servicebetrieb der Stadt sicher.
Mit „betonchirurgischen Maßnahmen“ könne man die bis dahin entstandenen Schäden reparieren, erläutert Hartmut Damerow. Die augenfälligen Verfärbungen auf dem Beton sind seiner Ansicht auch nur oberflächlich, und könnten problemlos gereinigt werden.
Berliner Architektur-Büro schweigt zur Zweckentfremung
Unsere Redaktion hat das Berliner Planungsbüro Häfner und Jimenez um eine Stellungnahme gebeten, dort zog man es aber vor unsere Anfrage unbeantwortet zu lassen.
Zu gerne hätten wir gewusst, ob man in der Hauptstadt die Nutzung durch Skateboard-Fahrer bei der Planung nicht bedacht hat, ob womöglich mangelhafter Beton für das schnelle Zerbröseln der Kanten verantwortlich ist, und wie man das für rund 100.000 Euro geplante Werk, das in der Umsetzung nochmals 600.000 Euro kostete, nun vor dem Verfall retten will.
Weil die Architekten – die übrigens auch den Neumarkt neu planen sollen [Korrektur 07.08.: den Gestaltungswettbewerb hat zwar auch ein Büro aus Berlin gewonnen, das war jedoch das Berliner Team „Lützow 7“] – schweigen, mussten hierzu ebenfalls die Mitarbeiter des Osnabrücker Servicebetriebs Rede und Antwort stehen.
Der verwendete Beton sei auf jeden Fall nicht Schuld am schnellen Verfall, ist sich Hartmut Damerow sicher. Und Axel Raue glaubt mit nachträglich angebrachten Sitzflächen, die man auf die Betonkanten aufschrauben kann, sei das Problem auch technisch in den Griff zu bekommen.
Von den Berliner Planern hätten sie gehört, zwei ganz ähnliche Entwürfe, die in Hamburg und Berlin errichtet wurden, hätten kein Trendsport-Problem. Also wurde die Rechnung ohne die Osnabrücker Jugendlichen gemacht – die scheinen an der Hase irgendwie anders als an Elbe und Spree zu sein?
Die Skater werden wieder abwandern … aber die BMX-Fahrer?
Wie sich in den vergangenen Tagen bei einem erneuten Ortstermin zeigte, sind es aber gar nicht die Skateboard-Fahrer, die der Stadt Kopfzerbrechen bereiten sollten.
Tatsächlich tummeln sich gelegentlich einige Skater auf der Fläche – und ein zerbrochenes Skateboard-Deck, das vor ein paar Tagen in einer Mülltonne steckte, zeugt vom Kampf „Beton vs. Sportgerät“.
Viel attraktiver – weil es keine andere von der Stadt gesponsorte Vergleichsfläche gibt – ist der Entrée-Park für die Osnabrücker BMX-Szene. Die so ungeschickt geplanten Betonrampen eigenen sich hervorragend für den „Feeble Grind„, ein bei Skatebordern und BMX-Fahrern gleichermassen beliebter Trick, für den man eine harte Kante gut gebrauchen kann.
Zwar gibt es an der Vehrter Landstraße für die BMX-Szene den „Dirt-Park“, der ist aber nicht für alle Herausforderungen und Tricks geeignet.
Ausserdem fehlt der BMX-Szene eine Lobby. Im Augenblick scheinen alle Offiziellen – und die Streetworker – nur ein Auge für die Skater-Szene zu haben, meint die BMX-Szene. Das aber auch BMX ein Teil der freien Osnabrücker Sportszene ist, scheint in der Verwaltung und der Lokalpolitik noch nicht angekommen zu sein.
BMX-Fahrer wollen nicht zerstören und machen einen Vorschlag
Im Gespräch mit der kleinen BMX-Szene zeigt sich, dass es gar kein interesse gibt die Kanten des Entrée-Platzes jetzt „abzufräsen“, im Gegenteil: sind die Kanten erst weg, fehlt die Herausforderung.
Allerdings bezweifelt man, dass aufgeschraubte Sitzflächen wirklich für längere Zeit ein Hindernis darstellen würden. Der konstruktive Vorschlag aus dieser Gruppe lautet: einen Teil der Kanten sollte man dauerhaft mit einer Edelstahl-Kante stabilisieren. Das würde bei den im Eingangsbereich platzierten schrägen Rampen Sinn machen.
Im hinteren Bereich des Platzes können sich die BMX´ler durchaus Sitzflächen vorstellen – so wäre ein friedvolles Miteinander möglich.
Nun ist schnelles Handeln oberste Verwaltungs-Pflicht!Die Funsport-Szene war nicht eingeladen und hat sich den Platz erobert – aber mit ein wenig Nachdenken hätte man bei der Planung schon feststellen können: was im Entwurf gefällig aussieht wird in der Umsetzung ein Magnet für Skater und BMX-Fahrer. Wie bei der Eröffnung zu hören war, konnte der Platz „unter Budget“ umgesetzt werden. Hoffentlich ist nun noch etwas Geld vorhanden um schnell ein paar Stahlkanten anzubringen und den bereits arg angegriffenen Beton wieder zu reparieren. Wie man früher Plätze für die Ewigkeit baute kann man übrigens am Willy-Brandt-Platz (neben dem Arbeitsamt) besichtigen. Ein Kommentar von Heiko Pohlmann. |
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