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Besuch aus den USA im Klinikum: „Shadowing Nurses“ beeindruckt vom deutschen Gesundheitssystem

Pflegedirektor Jürgen Kleinschmidt begrüßte u.a. zusammen mit Dr. Nadine Steckling-Muschack (1. v.li.) und Anja Pope (2. v. li.) die Besucherinnen aus den USA. / Foto: Jens Lintel

Klinge, Borchardt, Popkes, Pedersen – klingen wie Namen von gleich nebenan. Tatsächlich sind Erin Klinge, Carla Borchardt, Lori Popkes und Anne Pedersen aber auf der anderen Seite des großen Teichs zuhause. Zusammen mit Ashlee Skarzenski, einer weiteren „Nurse“ – also Krankenpflegerin – waren die Frauen aus den US-Bundesstaaten Pennsylvania und South Dakota jetzt zu Gast am Klinikum Osnabrück. Dabei stand gegenseitiges Lernen für die Weiterentwicklung des Osnabrücker Hauses zum „Magnetkrankenhaus“ im Mittelpunkt, einem EU-Projekt, mit dem das Klinikum die Mitarbeitendenzufriedenheit, Arbeitsbedingungen und Patientinnen- und Patientenergebnisse nachhaltig verbessern will.

Das bereits in den 1980er Jahren in den USA entstandene Konzept ist so erfolgreich, dass es von der EU als Vorhaben im Themenbereich „psychische Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz für Gesundheitspersonal in Europa“ gefördert wird. Das Klinikum ist eines von nur 20 Krankenhäusern in Deutschland (nur 63 in ganz Europa), die bei „Magnet4Europe“ teilnehmen dürfen und auf ihrer Reise zum Magnetkrankenhaus umfassend unterstützt werden. Die Zertifizierung durch das American Nurses Credentialing Center (ANCC), einer Einrichtung des US-Krankenpflegeberufsverbands, ist an sehr hohe Anforderungen geknüpft, dessen Erreichung einen mehrjährigen Prozess verlangt. Das Klinikum wird in dem 2021 gestarteten Prozess von zwei amerikanischen Krankenhäusern als „Twinningpartner“ unterstützt – dem University of Pittsburgh Medical Center Hamot in Erie (Pennsylvania) sowie dem Avera McKennan Hospital & University Health Center in Sioux Falls (South Dakota).

„Shadowing Nurses“ mit viel Lob

Aus diesen beiden Häusern stammen auch die fünf Frauen, die nun zu Gast am Klinikum waren und Pflegekräften in diversen Abteilungen als „Shadowing Nurses“ – also aus dem Schatten zusehend – begleitet haben. Dass vier von ihnen deutsche Namen haben, war natürlich nur Zufall: Die Namen rühren zwar tatsächlich von ihren eigenen familiären Wurzeln in Deutschland oder von der Familie des Ehemanns, aber keine von ihnen hat aktuelle Verbindungen in unser Land.

Für alle fünf Besucherinnen war es der erste derartige Einsatz in Deutschland und abgesehen von Begrüßungen und Verabschiedungen sprachen sie kein Deutsch. Gefragt nach den größten Unterschieden, die ihnen im Krankenhausalltag aufgefallen sind, wurde von allen fünf Frauen die exzellente Qualität der öffentlichen Gesundheitsversorgung in Deutschland erwähnt. Alle fünf lobten unabhängig voneinander das Niveau der medizinischen Versorgung und die Vielfalt von Therapieangeboten, die bei uns allen Patienten zur Verfügung stehen. Auch fiel ihnen der persönliche Kontakt zu Erkrankten und die gute Verzahnung von Medizin, Pflege, Therapie im Krankenhausalltag positiv auf. Zu den Gründen gehört, dass, wie eine von ihnen sagte, in den USA die Krankenhausmitarbeitenden in größeren Organisationseinheiten eingesetzt werden. Dadurch sei bei uns ein persönlicherer Umgang mit Erkrankten und Angehörigen möglich und die Teamzusammenarbeit funktioniere ausnehmend gut.

Die Leistungsfähigkeit in der Notfallmedizin und der Spezialisierungsgrad in den Fachabteilungen siedelten sie auf einem genau so hohen Level wie in den USA an. Erin Klinge stellte heraus, dass Abteilungen für Palliativmedizin in den Krankenhäusern oder Hospize im Gesundheitssystem der USA weitgehend unbekannt sind. Kliniken behandelten unheilbar erkrankte oder sterbende Patientinnen und Patienten wegen akuter Beschwerden in den jeweiligen Fachabteilungen, aber die Häuser haben keine Struktur für die Begleitung dieser und ihrer Angehörigen und die weitere Pflege und Versorgung müssen zuhause erfolgen. Ob sich solche Angebote auch in den USA etablieren lassen, wusste Klinge noch nicht. „Das wird sich zeigen. Eine andere Möglichkeit ist, dass ich nach Deutschland komme, wenn ich einmal alt bin.“

Besuch war ein voller Erfolg

Für das Osnabrücker Haus war der Besuch nach den Worten von Dr. Nadine Steckling-Muschack, Stabsstelle Magnetkrankenhaus des Klinikums, ein voller Erfolg. “Unsere Gäste haben einige Magnetkräfte in unserem Hause entdeckt und teilweise als Best Practice Ideen mit nach Hause genommen, wie z.B. das Speed Dating des Pflegedirektors mit Pflegekräften am Ende ihrer Ausbildung”. Zugleich wurden auch Verbesserungsoptionen ins Zentrum der Gespräche gestellt, wie die bislang wenig ausgeprägte Erhebung und Nutzung von pflegesensiblen Daten.

Die Zusammenarbeit der drei Partnerkliniken beinhaltet Videokonferenzen im zweiwöchentlichen Rhythmus und auch Gegenbesuche von Klinikums-Mitarbeitenden in den Häusern in Pennsylvania und South Dakota sind angedacht. Das Klinikum Osnabrück hat sich zum Ziel gesetzt, die Zertifizierung bis zum Jahr 2029 zu erreichen. Mit derart starken und exzellenten Partnern an der Seite und der hohen Motivation aller an der Besuchswoche beteiligten Mitarbeitenden, scheint dieses Ziel zwar ambitioniert aber nicht unmöglich zu sein.


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