Foto: Altes Logo von Galeria Kaufhof, über dts
Essen (dts) – Der angeschlagene Warenhauskonzern Galeria hat zum zweiten Mal in zwei Jahren ein Schutzschirmverfahren beantragt, also eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Das bestätigte Miguel Müllenbach, der Geschäftsführer von Galeria, wie die FAZ berichtet.
Zuvor waren die Verhandlungen um einen dritten Kredit aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) gescheitert. So habe sich gezeigt, dass zusätzliche Fremdmittel mit ihren Zinsen den Warenhauskonzern finanziell zu sehr belasten würden, wie Müllenbach der FAZ sagte. Sowohl die Gläubiger vom Bund als auch der Eigentümer, der österreichische Immobilienunternehmer René Benko, unterstützten den Schritt. Im Schutzschirmverfahren müsse das bestehende Filialportfolio “deutlich” reduziert werden, sagte Müllenbach.
Durch den Rückgang der Frequenzen in den Innenstädten seien viele Häuser nicht mehr profitabel zu betreiben. Um wie viele Filialen es genau geht, ist noch offen. Auch wie viele Arbeitsplätze der Warenhauskonzern abbaut, wollte Müllenbach noch nicht sagen. Schon Anfang 2021 und zu Beginn dieses Jahres hatte Galeria aus dem WSF zwei Mal Staatshilfe in Höhe von insgesamt 680 Millionen Euro erhalten.
Angesichts der gestiegenen Energiepreise und der Kaufzurückhaltung der Kunden infolge der Inflation waren die Kredite allerdings schnell aufgezehrt, das Unternehmen hatte seinen Mitarbeitern Anfang Oktober mitgeteilt, dass es “frisches Kapital” brauche. Das vergangene Geschäftsjahr zu Ende September 2021 hatte der Warenhauskonzern mit einem Verlust von 622,6 Millionen Euro abgeschlossen und dabei das Eigenkapital vollständig aufgezehrt. Auch für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einem Jahresfehlbetrag laut Bundesanzeiger “im unteren bis mittleren dreistelligen Millionenbereich”. Kurz nach Beginn der Coronakrise, im April 2020 war der Warenhauskonzern schon einmal unter den Schutzschirm geflüchtet, im Zuge des Insolvenzverfahrens wurde Tausende Stellen abgebaut und 40 der 171 Filialen geschlossen.
Das Unternehmen konnte sich damit Gläubigerforderungen von 2 Milliarden Euro entledigen und wollte sich danach neu ausrichten.