(Symbolbild) Stadtwerke Osnabrück
16,9 Millionen Euro – das ist das Rekorddefizit der Stadtwerke Osnabrück für das Geschäftsjahr 2021. Interimsmanager Stefan Grützmacher soll das Schiff vor dem Kentern retten. Das wird auf kurz oder lang bedeuten, dass sich die Stadtwerke von einigen Angeboten verabschieden wird.
Auf der Hauptversammlung am Mittwochabend (6. Juli) wird nun das verkündet, was schon lange bekannt ist: Die Stadtwerke beenden das Geschäftsjahr 2021 mit einem Minus von 16,9 Millionen Euro. Die „schwerste Krise der Stadtwerke“ – so bezeichnet Oberbürgermeisterin Katharina Pötter die derzeitige Schieflage des Unternehmens. Im wesentlichen sei das historische Minus durch die Energiekrise bedingt, so Vorstandsvorsitzender Stefan Grützmacher. Er betonte aber auch: „Das ist der Grund, aber nicht die Ursache.“ Die Ursache liege viel eher in der bis dato strategischen Ausrichtung der Stadtwerke. Man sei in den vergangenen zehn Jahren unglaublich gewachsen, habe die Steuerung und das Controlling allerdings nicht entsprechend nachgezogen und die „systematische Profitabilität des Unternehmens gesenkt“. Man sei also bei sinkendem Profit, drastischer Reduzierung des Eigenkapitals und steigenden Personalkosten gewachsen.
Stadtwerke muss sich von Angeboten verabschieden
Konkret heißt das nun für die Stadtwerke eine strategische Neuaufstellung. Wie die jedoch aussieht, könne man zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Ziel sei es, bis zum Ende des Jahres einen strategischen und wirtschaftlichen Plan für die Stadtwerke zu entwickeln. Doch auch damit könne man nicht mit schwarzen Zahlen aus dem Geschäftsjahr 2022 hinausgehen: „Nach Hochrechnungen werden wir auch 2022 ein Defizit haben“, stellt Grützmacher klar.
Dass man sich für die Neuaufstellung von einigen Stadtwerke-Angeboten verabschieden müsse, daraus machte auch Stadtwerkevorstandskollege Dr. Stephan Rolfes keinen Hehl: „Wenn wir am Angebot nichts ändern, steigen die Kosten weiter – allein durch steigende Lohnkosten.“ Und auch Grützmacher macht deutlich: „Das Angebot, das wir jetzt bieten, könnten wir auch ohne Energiekrise nicht halten.“
Weniger Busse im Innenstadtbereich
Osnabrückerinnen und Osnabrücker können sich zumindest darauf einstellen, dass weniger Busse im Innenstadtbereich fahren werden. Rolfes begründet diese Entwicklung mit dem veränderten Mobilitätsverhalten der Menschen – und fehlendem Personal. Eigentlich sei es das Ziel der Stadtwerken gewesen, den ÖPNV als das Wahl-Verkehrsmittel zu etablieren. Doch aufgrund der schwindenden Abo-Kunden von fast 20 Prozent – derzeit 8.000 statt 10.000 (2020) – habe man festgestellt, dass die Einwohner der Hasestadt bei kürzeren Strecken im innerstädtischen Bereich aufs Rad umgesattelt hätten. „Wir gehen davon aus, dass wir diese Kunden verloren haben“, so Rolfes. Daher müsse die Aufgabe des ÖPNV neu ausbalanciert werden.
Man wolle sich also künftig nicht mehr auf die Buserschließung im Innenstadtbereich fokussieren, sondern sich stärker um den städtischen Außenbereich und den ländlichen Raum kümmern – mit E-Bussen. Immerhin habe man täglich 60.000 Ein- und Auspendler, die man dazu bewegen möchte, den Bus statt des Autos zu nutzen. Pötter, die auch im Aufsichtsrat der Stadtwerken sitzt, sprach sogar davon, dass nicht nur Taktungen, sondern ganze Linien wegfallen könnten. Aber auch hier: Wie und was sich konkret verändern wird, steht bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest.
Fokus ist und bleibt Energie
Der Fokus der Stadtwerken liege auf dem Energiegeschäft, denn nur damit erwirtschafte das Unternehmen ein Plus. Laufe dieser Bereich nicht, dann „wackelt der ganze Konzern“, so Grützmacher. „Wir werden auch in Zukunft faire und marktgerechte Preise anbieten.“ Bäder und Freizeiteinrichtungen seien hingegen defizitär – im Hinblick auf die Aufgabe der Daseinsvorsorge sei das allerdings nicht dramatisch und bereits einkalkuliert.
Die Stadtwerke-Doppelspitze setzt nun auf den Dialog mit der Stadt, die wesentliche Leistungsbezieherin sei. Aus eigener Kraft könne man die Dienstleistungen nicht mehr finanzieren. Man müsse nun also ganz klar sondieren, was zur Aufgabe der Daseinsvorsorge nötig sei „und in welchem Umfang wir uns das leisten können“, so die Oberbürgermeisterin. Klar ist: „Wir müssen uns eine starke Stadtwerke leisten“, da diese so viele Aufgaben im Energie- und Mobilitätsbereich der Stadt habe. Daraus ergebe sich dann auch, dass „Prioritäten in der Stadt anders gesetzt werden müssen“. Bisher hätten die schlechten Zahlen aus 2021 noch keine Auswirkung auf kommunale Aufgaben wie Schulausbau und Co., doch wenn die Stadtwerken weiterhin ein so großes Loch in die Stadtkasse reißen – was in Hinblick auf die kommenden Jahre unausweichlich sein werde – werde das bald anders aussehen.
Was heißt das für die Mitarbeiter?
Mehr als 1.400 Personen sind derzeit bei den Stadtwerken beschäftigt. Wie geht es nun mit ihnen weiter? Man könne zur heutigen Zeit keine pauschalen Zahlen geben, wie viele Mitarbeiter das Unternehmen verlassen müssen – und ob überhaupt Mitarbeiter gehen müssen. Derzeit und auch in naher Zukunft schaue man sich spezielle Bereiche an. Man wolle die Ressourcen lieber für das gegenwärtige Kerngeschäft aufwenden. Ein Weg solle es aber auch sein, Planstellen, die aufgrund von Renteneintritten neu besetzt werden könnten, auslaufen zu lassen. Man müsse außerdem schauen, was die Stadtwerke noch selbst leisten kann und will und welche Bereiche man auslagern könne.