Der Sektor von Autoersatzteilen ist nicht gerade als dynamischer Markt bekannt. Die Umsätze in diesem Bereich sind vergleichsweise konstant. Dennoch beeinflussen externe Faktoren diese Branche und haben dafür gesorgt, dass Unternehmen mit einer weitsichtigen Strategie davon profitieren konnten. Ein solches Beispiel ist der Onlinehändler AUTODOC, der den Aufschwung im E-Commerce für den eigenen Aufstieg zum internationalen Konzern mit Börsengang genutzt hat.
E-Commerce: Der Wachstumssektor des 21. Jahrhunderts
Die meisten von uns kaufen wahrscheinlich online ein und wie bei vielen anderen hat das Onlineshopping im Laufe der Zeit zugenommen. Statistiken unterstützen die These, dass der Onlinehandel eine steigende Bedeutung in Deutschland hat. Während um die Jahrtausendwende der Gesamtumsatz bei etwa einer Milliarde im Jahr lag, erreichte der B2C-E-Commerce im Jahre 2023 mit 89,4 Milliarden Euro Umsatz bis dato seinen Höhepunkt.
Das rasante Wachstum zeigt deutlich die Verschiebung hin zum Onlineshopping. Jedoch sind nicht alle Branchen und Warengruppen gleichermaßen betroffen. Besonders stark ist der Online-Einzelhandel bei Bekleidung sowie bei der Unterhaltungselektronik entwickelt. In anderen Bereichen geht der Trend hin zum Onlineshopping hingegen langsamer voran. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Handel mit Ersatzteilen für Fahrzeuge.
Bei Fahrzeugersatzteilen hat der gesamte Markt etwa einen Umfang von 200 Milliarden Euro jährlich. Im Jahr 2023 wurden hiervon nur etwa zehn Prozent online generiert. Der Bekleidungssektor hingegen setzt im selben Jahr zum Vergleich etwa 23,6 Prozent online um.
Erfolgsstrategien für Onlinehändler am Beispiel AUTODOC
Eine Analyse der Entwicklung im E-Commerce fördert einige interessante Punkte zutage. So entstanden in den Anfangstagen des Hypes zahlreiche Onlinehändler, die mit einem breiten Produktangebot eine möglichst große Zielgruppe ansprechen wollten. Die meisten solcher Händler sind längst verschwunden, nur Branchenriesen wie Amazon sind mit diesem Konzept weiterhin sehr erfolgreich.
Die spezialisierten Onlinehändler hingegen haben grundsätzlich einen dauerhaften Erfolg und können wachsen. Entscheidend ist natürlich auch der Wettbewerb. Gibt es bereits eine große Anzahl an Mitbewerbern mit deckungsgleichem Sortiment, ist es schwer, sich durchzusetzen, beziehungsweise ist dies nur über den Preiskampf möglich. Es lässt sich jedoch festhalten, dass eine klare Strategie und der Fokus auf eine Leistung in Kombination mit einem großen Sortiment in diesem speziellen Bereich einer der Erfolgsgaranten im E-Commerce sind. Dies ist auch für Investoren von Interesse, die nach einem erfolgversprechenden Anlage suchen.
Mit einer solchen Strategie ist auch AUTODOC im Jahre 2008 angetreten. Die drei Gründer von AUTODOC fokussierten sich von Beginn an auf den Onlineverkauf von Ersatzteilen für alle Arten von Fahrzeugen. Dabei vertreibt das Unternehmen neben Originalteilen auch Ersatzteile unter eigener Marke sowie Komponenten von Drittherstellern. Inzwischen umfasst das Sortiment von AUTODOC mehr als fünf Millionen Ersatzteile für 2.300 Hersteller.
Anhand der Umsätze des Unternehmens lässt sich ableiten, dass die Strategie erfolgreich ist. Im Geschäftsjahr 2023 erreichte AUTODOC einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro. 2017 lag der Umsatz hingegen erst bei 250 Millionen Euro. Über die Jahre hinweg arbeitet AUTODOC zudem profitabel. Im Jahr 2022 erwirtschaftete der operative Betrieb einen Gewinn von 102 Millionen Euro. 2023 waren es sogar 130 Millionen Euro. Da die Europäische Union ein Recht auf Reparatur in gesetzlicher Form plant, ist damit zu rechnen, dass Ersatzteilhändler gute Zukunftsaussichten haben.
Die Zukunft im E-Commerce und Aussichten für Unternehmen wie AUTODOC
Das Wachstum im E-Commerce hat sich auf dem deutschen Markt nach 2020 verlangsamt. Das ist jedoch nur eine Gesamtbewertung und so ist bei Prognosen bezüglich des Wachstums von einzelnen Unternehmen eine deutlich differenziertere Betrachtung erforderlich. Beispielsweise ist der Sektor von Ersatzteilen für Fahrzeuge noch in der Wachstumsphase und hinkt anderen Branchen hinterher. Hinzu kommt, dass andere Länder eigene Entwicklungen aufweisen. Gerade Deutschland ist ein Vorreiter, was E-Commerce betrifft. Unternehmen wie AUTODOC, die international aufgestellt sind, profitieren also einerseits vom weiteren Wachstum auf dem deutschen Markt, andererseits gibt es noch enormes Potenzial auf vielen europäischen Absatzkanälen.
Im Jahr 2021 hat sich AUTODOC dazu entschlossen, den Börsengang zu wagen. So folgte zunächst eine Änderung der Firmierung auf eine Aktiengesellschaft, um dies zu ermöglichen. Ein Börsengang ist immer ein gewisses Wagnis, auch für Unternehmen, die finanziell unabhängig sind wie AUTODOC. Entscheidend ist nicht nur der eigene Zustand, sondern auch die allgemeine Lage der Wirtschaft. So verschob das Unternehmen den Börsengang auf 2024, da vorher der Ausblick nicht optimal war. Die hohen Zinsen an den Finanzmärkten und die unsichere wirtschaftliche Lage sorgten für eine negative Stimmung gegenüber Tech-Konzernen an den Finanzmärkten.
Für potenzielle Investoren spielt dieser Ausblick eine zentrale Rolle. Das Investment in Aktien soll natürlich gewinnbringend sein. Ausschlaggebend sind die Bewertungen von Börsenexperten sowie der Start nach dem Börsengang. Ein schlechter Zeitpunkt sorgt dafür, dass die Aktienwerte direkt sinken, was weitere Investoren abschreckt und damit den Druck auf die Aktie erhöht. Ein solches Szenario ist unbedingt zu vermeiden.
Dementsprechend hängt der Erfolg eines Börsengangs maßgeblich von der Stimmung an den Finanzmärkten ab. AUTODOC plant eine weitere Expansion nach dem Börsengang, was durch den zu erwartenden Zufluss an Finanzmitteln möglich ist.