„Paradiesvögel – Gefiederte Top-Models und göttliche Verführer“
„Vögel der Götter“, diesen Namen tragen die schillernden Stars der Vogelwelt zu Recht. Paradiesvögel gehören, nicht zuletzt aufgrund ihres farbenprächtigen Federkleides, zu den bedrohtesten Tieren weltweit. Rund 42 Arten besiedeln die feucht-tropischen Gebiete Neuguineas, Australiens und der Molukken. Erst 2012 gelang es dem Ornithologen Edwin Scholes und dem Biologen und Fotografen Tim Laman jede einzelne abzulichten.
Seit der ersten Einfuhr von präparierten Exemplaren in europäische Gefilde im Jahr 1522 standen die Paradiesvögel immer wieder im Mittelpunkt der Forschung. Zu Beginn gingen verschiedene Wissenschaftler durch fuß- und flügellose Präparate davon aus, dass sich diese Vögel gottgleich schwebend durch die Lüfte bewegten. Auch in der Malerei wurde dieser Gedankengang durch die Darstellung von dahingleitenden Vögeln gefestigt.
Lebensweise und Gefieder stellten für Evolutionsforscher lange ein Rätsel dar
Erst mit Beginn des 18. Jahrhunderts trat ein Wandel innerhalb der Forschung ein. Mit der Expedition des Engländers Alfred Russel Wallace, der die Tiere 1854 in freier Wildbahn beobachtete, wurden die Paradiesvögel erstmals am lebenden Objekt erforscht. Nicht nur ihre Lebensweise, sondern auch ihr buntes Gefieder stellten den Mitbegründer der Evolutionstheorie vor Rätsel.
Die Tropenbewohner waren jedoch nicht nur Forschungsobjekte. Auch aus Gründen des Prestiges fanden sie immer wieder Eingang an europäischen Königs- und Fürstenhöfen. Die Eingeborenen Ozeaniens, die sich selbst mit den bunten Federn der Vögel schmückten, taten dies hingegen zumeist aus Motiven der eigenen Stellung heraus, aber auch als eine Art Kultusritual.
80.000 Tiere wurden zu Modezwecken jährlich nach Europa eingeführt
Einen traurigen Höhepunkt mit der Ausfuhr von jährlich 80.000 Exemplaren bildete der Beginn des 20. Jahrhunderts. So zierten die Federn, aber auch ganze Bälge dieser Vögel, die Köpfe westlicher Damen, die dieses Tier als Modeaccessoire für sich endeckten. Auch waren die erst noch als gottgleich beschriebenen Geschöpfe immer wieder ein beliebtes Mittel im Tausch- und Zahlungsverkehr. Als Gegenpol hierzu traten erste tierrechtliche Initiativen auf, die sich den Schutz der bedrohten Arten auf die Fahnen schrieben. Sie konnten 1914 mit den ersten Naturschutzgesetzen die Ausrottung der Paradiesvögel verhindern.
Die Ausstellung „Paradiesvögel – Gefiederte Top-Models und göttliche Verführer“, die vom 15. März bis 6. Dezember im Museum am Schölerberg Jung und Alt über die „schönsten aller schönen geflügelten Wesen“ informiert, wird mit vielen Großobjekten und verschiedenen Plastiken dem Besucher die Heimat des Paradiesvogels, der Regenwald, näher gebracht. Neben Film- und Tonbandaufnahmen, gibt es die Möglichkeit über verschiedene 3D-Dioramen hautnah in die Welt des Tropenbewohners einzutauchen. Zahlreiche Exponate, darunter fußlose Bälge, Exemplare indigenen und europäischen Kopfschmucks, als auch einzelne Niederschriften zeigen die Beziehung zwischen Mensch und Tier über die letzten 400 Jahre.
© Tim Laman
Museum am Schölerberg – Natur und Umwelt
Klaus-Strick-Weg 10
Telefon: 0541/56003-0
Öffnungszeiten:
Dienstag 9 – 20 Uhr, Mittwoch bis Freitag 9 – 18 Uhr,
Samstag 14 – 18 Uhr, Sonntag 10 – 18 Uhr
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