Museumsquartier in Osnabrück
Vom 11. Dezember 2021 bis 13. November 2022 ist im Felix-Nussbaum-Hauses des Museumsquartiers Osnabrück die Ausstellung „13 April, 13 April, 13 April. Self-Portraits“ von Mounira Al Solh zu sehen.
Berichte über Flucht, Vertreibung, Exil begegnen uns täglich in den Nachrichten. Sie lassen uns hilflos und erschrocken zurück: Das Werk von Mounira Al Solh (geb. 1978, Beirut, Libanon) ist von den politischen Umständen des Nahen Ostens geprägt. Die Tochter eines libanesischen Vaters und einer syrischen Mutter gehört zu der Generation, die im Chaos des Kriegszustandes und im inneren Exil zwischen dem Libanon und Syrien aufgewachsen ist.
„13 April, 13 April, 13 April“
Mit der Serie „13 April, 13 April, 13 April“ nimmt sich Mounira Al Solh selbst in den Blick. Das Datum im Titel der Ausstellung, wie bei einem Klagelied mehrfach wiederholt, markiert den Beginn des libanesischen Bürgerkriegs 1975. Ohne Jahreszahl wird der 13. April Ausdruck von einem nicht enden wollendem Konflikt und immer wieder angefachten Traumata.
Parallelen zu Felix Nussbaum
Al Solh stellt sich in ihren Zeichnungen der eigenen Verwundbarkeit, den intimen Wünschen, Hoffnungen, Verletzungen und Schmerzen. „Das ist intensiv, herausfordernd, nichtsdestotrotz notwendig und wichtig“, sagt die Künstlerin. Mit der Ausstellungsreihe „Gegenwärtig“ schlägt das Felix-Nussbaum-Haus im Museumsquartier Osnabrück eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Existentielle Themen wie Angst, Gewalt oder Hoffnung prägen Felix Nussbaums Bilder; seine Themen wie Diffamierung, Flucht und Vertreibung haben bittere Aktualität. Wie begegnen Künstlerinnen und Künstler unserer Zeit diesem Leben und Werk?
Nacktheit als radikaler Akt der Selbstbefragung
Die Ausstellung der documenta-Teilnehmerin im Felix-Nussbaum-Haus ist das Ergebnis der sehr persönlichen Selbst-Befragung, die – angestoßen von der Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk Nussbaums – sich mit den dramatischen Ereignissen im Libanon, wie den Protesten und zuletzt der apokalyptischen Explosion in Beirut am 4. August 2020 beschäftigt. Nacktheit in den Werken ist Ausdruck des Sichtbarmachens und der Selbstbestimmung.
Kunst als Möglichkeit, selbstermächtigt zu handeln
Das Genre des Selbstporträts hat Mounira Al Solh dem Maler Felix Nussbaum entlehnt. In seinem Frühwerk, besonders intensiv aber zu der Zeit seiner eigenen Isolation im Versteck nutzt er dieses Medium der Selbstanalyse. Er zeigt sich einerseits in Rollen und verschiedenen Emotionen, anderseits nackt: schutzlos und menschlich. Beide Künstler ergreifen die Kunst als Möglichkeit, angesichts der politisch-gesellschaftlichen Zustände selbstermächtigt zu handeln. Der Einblick in die Innenwelt regt an, darüber nachzudenken und zu diskutieren, wie Konflikte, Ungerechtigkeit, Frauenfeindlichkeit, Gewalt, Wahn und Vertreibung unsere heutige Welt formen.
Kooperation mit der Felix-Nussbaum-Gesellschaft e.V.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit der Felix-Nussbaum-Gesellschaft e.V. Das Vermittlungsprogramm wird gefördert durch die VGH-Stiftung. Wegen der derzeitigen Allgemeinverfügung der Stadt Osnabrück ist für den Museumsbesuch „2G” und das Tragen einer FFP2 Maske erforderlich. Es ist ein Nachweis über eine vollständige Impfung oder einen Genesenennachweis erforderlich.