Elsebeth Andreasen-Bodin, bekannt unter dem Künstlernamen EA Bodin, ist Artdirectorin und Künstlerin mit Wurzeln in Dänemark, lebt jedoch in Osnabrück und bringt frischen Wind in die lokale Kunstszene. Mit einer besonderen Mischung aus abstrakter Malerei und KI-generierten Frauenporträts widmet sich die Künstlerin einem Experiment, das sowohl die technische Moderne als auch die traditionelle Kunst vereint. Vom 1. bis 30. November kann eine Auswahl ihrer Werke jetzt im Café Backstein, Artilleriestraße 1, in Osnabrück bestaunt werden, die künstlerisch eine Brücke zwischen Mensch und Maschine schlagen.
Beginn im heimischen Keller
2019 begann Elsebeth Andreasen-Bodin mit der Malerei, noch völlig unbedarft und eher zufällig. Die ersten Bilder entstanden im Keller ihres Hauses, den ihr Mann eigens für sie räumte. „Dort konnte ich mich auszutoben“, erzählt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Schnell entwickelte sich aus dieser neuen Leidenschaft eine erfolgreiche Laufbahn. Ihre Bilder fanden besonders über Instagram internationale Aufmerksamkeit – bald schon verkaufte sie Werke in die USA, in die Schweiz und nach Dänemark.
Nach ersten Erfolgen und wachsendem Interesse verlegte sie ihr Schaffen aus dem Keller in einen kleinen Raum im Lauten Speicher im Hafen Osnabrücks. Doch die laute Umgebung und das begrenzte Platzangebot verlangten bald nach einem größeren, ruhigeren Atelier. „Ich brauchte mehr Ruhe“, berichtet sie. Nach akribischer Suche fand sie schließlich in Georgsmarienhütte eine alte Halle, die sie liebevoll renovierte und in ein geräumiges Atelier verwandelte. Hier hat sie endlich den Raum, den sie braucht. Besuche sind nach Terminabsprache (0171/8383057) möglich, und Andreasen-Bodin freut sich immer, wenn Kunstinteressierte aus Osnabrück den Weg zu ihr finden. An den Adventssamstagen wird sie zudem auch ohne Termin im Atelier anzutreffen sein.
Entdeckung der Künstlichen Intelligenz
Vor anderthalb Jahren, während eines Aufenthalts auf Teneriffa, stieß Elsebeth Andreasen-Bodin zufällig auf die Welt der KI-Kunst. „Meine Neugier war geweckt“, erinnert sie sich. Sie experimentierte mit dem Tool Midjourney, das ihr zunächst technische Herausforderungen bescherte – schließlich musste sie lernen, über Plattformen wie Discord ihre eigenen virtuellen Welten zu erschaffen. Bald schon spezialisierte sie sich auf die Darstellung von Frauenfiguren, die in ihrer reinen und puristischen Ästhetik hervorstechen: keine Haare, kein Schmuck, nur ein kraftvoller Ausdruck, der die Persönlichkeit dieser virtuellen Frauen betont.
Die Künstlerin stellt in ihren KI-Werken bewusst Frauen aus verschiedenen Kulturen dar – Persönlichkeiten, die es eigentlich gar nicht gibt. „Die KI erschafft Frauen mit einer ausdrucksstarken Ausstrahlung, aber die Augen bleiben leer. Das ist oft eine Herausforderung“, berichtet sie. Ihre Arbeiten spiegeln so auch das Potenzial und die Grenzen der Technologie wider. Fehlerhafte Bilder mit drei Armen oder sieben Fingern gehörten anfangs zum Alltag, doch über kontinuierliches Feinjustieren der Eingaben gelang es ihr, die Menschen zu perfektionieren und den Maschinen eine gewisse künstlerische Hand beizubringen.
Symbiose aus analoger Malerei und digitaler Kunst
Ein entscheidender Moment in ihrer Entwicklung war die Idee, analoge und digitale Techniken zu kombinieren. Der erste Impuls kam durch einen dänischen Bekannten, der sie ermutigte, diese beiden Welten miteinander zu verweben. Doch wie sie dies technisch realisiert, bleibt ihr Geheimnis. „Es gibt viele Anfragen von Leuten, die lernen wollen, wie ich das mache. Vielleicht gebe ich einmal Kurse, aber im Moment bleibt es ein Betriebsgeheimnis“, lächelt sie. Die Werke, die aus dieser Symbiose entstehen, sind aufwändig verarbeitet, teils digital, teils mit der Hand. Andreasen-Bodin arbeitet mit speziellen Tools, die es ihr erlauben, ihre Bilder auf bis zu zwei Meter Größe zu skalieren, wobei die Lebendigkeit und der Detailreichtum bewahrt werden.
Ihre Ausstellung im Café Backstein zeigt Werke aus der neuen „Epic Serie“ – großformatige und ausdrucksstarke Porträts, die das Zusammenspiel von Mensch und Technologie erlebbar machen. Besucherinnen und Besucher haben auch die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu erwerben. „In meiner exklusiven Kollektion verschmelzen KI-generierte Porträts mit handgemalten abstrakten Gemälden zu einzigartigen Kompositionen, in denen Technologie und traditionelle Kunstformen zusammenfließen. Durch einen kreativen Dialog zwischen mir und der Maschine entstehen Werke, die die Tiefe der intuitiven Malerei und die Präzision der KI vereinen, um die Schönheit der Unvollkommenheit zu feiern.“
Kunstszene Osnabrücks und das Streben nach Innovation
In der Osnabrücker Kunstszene findet sich Elsebeth Andreasen-Bodin nur bedingt wieder. „Es gibt die großen Institutionen, aber viele Künstler wirken eher zurückgezogen und finden kaum Raum, um sich zu zeigen“, erklärt sie. Mit ihrem Online-Netzwerk möchte sie Kunstschaffende unterstützen, selbstbewusster zu werden und neue Wege der Selbstvermarktung zu finden. Sie selbst sieht die Kombination von Kunst und Technologie als einen spannenden, zukunftsweisenden Weg. Auch die Hypnosetherapie, in der sie sich kürzlich ausbilden ließ, hat sie inspiriert, die Verbindung zwischen dem Unterbewusstsein und künstlerischem Schaffen auszuloten.
Die Ausstellung im Café Backstein bietet nun eine Gelegenheit für die Menschen in Osnabrück, einen frischen Blick auf die Schnittstellen zwischen traditioneller und digitaler Kunst zu werfen. „Es ist einfach ein authentischer Ort, an dem meine Arbeiten eine besondere Energie entfalten können“, beschreibt Andreasen-Bodin den nicht alltäglichen Ausstellungsort.