Agentur für Arbeit
Die Region Osnabrück ist weiterhin ein „Bewerbermarkt“: Viele Ausbildungsstellen kommen auf eine nur kleine Anzahl an Bewerberinnen und Bewerbern. Eigentlich vielversprechend für junge Leute, doch viele Möglichkeiten werden nicht genutzt.
Ausbildungsplätze in Osnabrück bleiben unbesetzt, das ergab die Ausbildungsmarktbilanz der Agentur für Arbeit Osnabrück. 2.583 Bewerber gab es im Ausbildungsjahr 2021/2022, also ein leichter Anstieg von 0,3 Prozent. Dem gegenüber standen 4.310 Ausbildungsstellen (4,1 Prozent weniger als im Vorjahr). Pro Auszubildendem standen damit 1,7 Stellen zur Verfügung. Besonders deutlich wird dieses Gefälle im Bereich der Rohstoffgewinnung und Produktion. Hier kamen nur 777 Bewerberinnen und Bewerber auf 1.292 Ausbildungsstellen. Ganz anders sieht es im Gesundheitsbereich aus: 304 Bewerber kämpften dort um 248 Ausbildungsstellen.
Trotz der guten Ausbildungsangebote blieben insgesamt 160 Bewerber unversorgt. Das sind 52,4 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Gleichzeitig bleiben 432 Ausbildungsstellen unbesetzt – ein Rückgang um 11,1 Prozent zum Vorjahr.
Ausbildungsbereitschaft ist groß – Bewerber fehlen
„Die Zahl der Bewerber ist in der Pandemiezeit spürbar zurückgegangen, glücklicherweise konnten wir in diesem Jahr wieder verstärkt in die Schulen und durch umfassende Berufsorientierung die Gruppengröße nach den Corona-Jahren zumindest stabilisieren“, so Christiane Fern, Vorsitzende der Geschäftsführung der Osnabrücker Arbeitsagentur. Den Rückgang der Bewerber führt sie auch auf die demographische Entwicklung und der damit verbundenen geringeren Anzahl an Schulabsolventen zurück.
Trotz der Stabilisierung gibt es immer noch weitaus mehr Ausbildungsstellen als Bewerberinnen und Bewerber. „Das verdeutlicht den immensen Fachkräftebedarf der Betriebe, und die enorme Bereitschaft auszubilden – und dies trotz der widrigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“, erläutert Fern.
Statistisch gesehen hätten somit durchaus mehr Ausbildungsplätze besetzt werden können. Fern führt das auf „Passungsprobleme“ zurück, die sich etwa durch zu lange Anfahrtswege zu potenziellen Ausbildungsstellen ergeben würden. So blieben etwa im Verkauf 26 Plätze trotz 24 unversorgten Bewerbern unbesetzt.
Über 60 Prozent männliche Bewerber
Auch in diesem Ausbildungsjahr fällt wieder auf, dass ein Großteil der Bewerber männlich ist. 62 Prozent Bewerber stehen 38 Prozent Bewerberinnen gegenüber. Als positiv bewertet Fern, dass die Anzahl der Bewerberinnen und Bewerber unter 20 Jahren zunimmt. 62 Prozent sind unter 20 Jahre alt, 28 Prozent sind bis 25 Jahre alt und nur 9,6 Prozent sind über 25 Jahre.
Der Anteil an ausländischen Bewerbern steigt derweil auf 19 Prozent. Auffällig ist dabei, dass der Altersschnitt unter den Bewerbern mit Migrationshintergrund deutlich höher, ebenso der Anteil an Bewerbern mit Hauptschulabschluss.
Arbeitsagentur zieht gemischtes Fazit
In Nachbewerberverfahren plant die Agentur für Arbeit nun noch einige bislang unversorgte Bewerber zu versorgen. Das Fazit fällt unterdessen gemischt aus. So blieben zu viele Chancen trotz der Gelegenheiten noch ungenutzt, auch Mädchen und junge Frauen müsse man zukünftig besser erreichen, erkennt Fern an, die praktische Erfahrung auch künftig als wichtigstes Mittel sieht, um junge Menschen mit Betrieben in Verbindung zu bringen. Als positiv bewertet Fern die immer besser gelingenden Eingliederung von Bewerbern mit Migrationshintergrund in den Ausbildungsmarkt.