Moore dienen als ökologisches Kapital, deshalb kommt ihnen beim Umweltschutz eine besondere Rolle zu. Um die Renaturierung der Moore konkret voranzubringen, lud die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) am 1. Juni nach Osnabrück. Interesse und Andrang waren groß. Bei der Konferenz mit anwesend: Akteure aus Politik, Wissenschaft und Umweltschutz.
Nur drei bis vier Prozent der Erdoberfläche sind durch Moore bedeckt, trotzdem speichern sie doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder weltweit. Dass Moore einen großen Hebel zum Klima- und Artenschutz darstellen, ist für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz unbestritten. Nach den Worten von DBU-Generalsekretär Alexander Bonde sollen bundesweit rund 70.000 Hektar Torfböden wiedervernässt werden. Dies sei notwendig, um die kohlenstoffspeichernde Funktion der Moore zu erhalten. „Knapp 95 Prozent der Moore seien jedoch trockengelegt worden“, so Bonde. Auch das Venner Moor im Landkreis Osnabrück musste dieses Schicksal tragen, Arbeiten zur Wiedervernässung sind allerdings bereits gestartet. Moore sorgen für Kühlung sowie für den Grundwasser- und Stickstoffrückhalt. Was also muss getan werden, um dem Bedarf nach Renaturierung entgegenzukommen?
Niedersachsen, das Bundesland der Moore
Für das „Aktionsprogramm Klimaschutz“ werden 4 Milliarden Euro bereitgestellt, um bis 2026 die Wiedervernässung trockengelegter Moore zu finanzieren. Mit der sogenannten Moorschutzstrategie wurden auf Bundesebene zehn Themenfelder ausgemacht. Sie enthalten 49 formulierte Ziele, die 117 Maßnahmen in Gang bringen sollen. Dazu zählen unter anderem die landwirtschaftliche Nutzung von Moorböden, der Torfabbau oder wasserwirtschaftliche Aspekte.
Besonders das Land Niedersachsen bietet eine große Anzahl an Moorflächen, dort befinden sich 34 Prozent aller deutscher Moore. Mit Hilfe der Potenzialstudie „Moore in Niedersachsen“ soll laut Staatssekretärin Anka Dobslaw geklärt werden, welche Moore für die Wiedervernässung im Land geeignet sind und wo noch Luft nach oben besteht. Wichtig sei ihr außerdem, dass es eine enge Abstimmung mit der Landwirtschaft gebe. Es ginge auch darum, die Wertschöpfung der Landwirtschaftsflächen zu erhalten. Denn auch nach der Wiedervernässung gebe es die Möglichkeit der Bewirtschaftung.
Susanne Belting, fachliche Leitung des DBU Naturerbe, sieht jedoch noch Schwierigkeiten in der konkreten Umsetzung der Maßnahmen: „Ein junger Landwirt, der innovative Ideen hat, und tatsächlich etwas verbessern will, muss zuerst den kompletten Familienbetrieb überzeugen, nur um sich von diversen Hürden bremsen lassen zu müssen.“ Die landwirtschaftliche Tradition der Trockenlegung hält auch heute noch in den Familienbetrieben an.
Politische Hürden
Dass der Prozess der Trockenlegung eine lange Tradition hat, trägt dazu bei, dass der Umkehrprozess ebenso langwierig ist. Immer noch werden in Deutschland pro Jahr mehr Treibhausgase durch die Trocknung von Mooren freigesetzt als durch den Verkehr. Laut Belting brauche es daher einen Paradigmenwechsel in der Planung. Von der Planungsfeststellung bis hin zur Umweltverträglichkeitsprüfung dauern die Genehmigungsverfahren zur Renaturierung teilweise bis zu zehn Jahre.
Während Politik und Forschung über die Dauer von Genehmigungsverfahren referierten, brachte sich eine Zuhörerin spontan in das Gespräch ein. Sie redete von Diskrepanzen: „In der Nähe meines Wohnortes liegt ein Torfabbaugebiet. Dort habe ich noch nie gesehen, dass Firma XY auf eine Genehmigung wartet, ehe losgebaggert wird“. Des Weiteren wundere sie sich darüber, dass „Umweltzerstörung und Ausbeutung wohl keine Auflagen bräuchten“. Dobslaw begegnete: „Wir steigen aus dem Torfabbau aus. Dass die Torfabbauindustrie in der Zukunft neue Genehmigungen bekommt, sehe ich nicht.“
Ob auf Landes- oder Bundesebene: Am Ende hängt Konfliktlösung stets an der politischen Umsetzung. Dr. Franziska Tannenberger, Leiterin des Greifswald Moor Centrum (GMC), arbeitet derzeit an einer Studie, um herauszufinden, an welchen Stellen der Umsetzungsprozess stockt. Laut ihr werden wir „keine Treibhausneutralität bis 2040 ohne nasse Moore erreichen. Dabei ist die Treibhausneutralität im Klimaschutzgesetz verankert.“