Seit dem 6. März und bis zum 27. März bekommen verschiedene Dienstsitze des Bundesgesundheitsministeriums Post von Ärzten, Apotheken und anderen medizinischen Berufen. In den Paketen stecken symbolische „letzte Kittel“, die auf den zunehmenden Versorgungs- und Arztmangel sowie das Apothekensterben aufmerksam machen sollen.
IG Med e. V., die Freie Apothekerschaft e. V., die Zahnärzte der Vereinigung unabhängiger Vertragszahnärzte (VUV) und die Vereinten Therapeuten e. V. haben sich zusammengeschlossen, um mit der Aktion „Der Letzte Kittel“ auf die angespannte Situation aufmerksam zu machen. Grund für schließende Praxen und die schlechte Versorgungslage sei die chronische Unterbezahlung der Leistungen im ambulanten medizinischen Bereich.
Viele Ärzte geben Beruf auf
„Die Versorgungsrealität ist schwierig, die ambulante Medizin weiterhin unterbezahlt. Bürokratie, Regresse und dysfunktionale Vorgaben wie die elektronische Arbeitsunfähigkeit, das e-Rezept oder die elektronische Gesundheitskarte erschweren uns die Versorgung unserer Patienten“, sagt Dr. Steffen Grüner, Vorsitzender der Bezirksstelle Osnabrück der Ärztekammer Niedersachsen. „Viele Kolleginnen und Kollegen haben bereits den Weg aus der Kassenmedizin in die innere Emigration angetreten.“ Entweder indem sie ihre Kassentätigkeit aufgeben, ihre Praxis oder Apotheke schließen oder so früh wie möglich in Rente gehen, statt – wie früher üblich – noch bis ins hohe Alter in selbständiger Tätigkeit ihre Patienten zu versorgen. Was den meisten bleibe, sei „der letzte Kittel“, der mit dem Abschließen der Praxistür an den Nagel gehängt wird.
Politik habe Einsatz verschlafen
Die Politik habe bis heute nicht reagiert, sodass jetzt in einer gemeinsame Aktion auf das Apothekensterben, den Arzt- und Zahnarztmangel und die Situation der medizinischen Therapeuten aufmerksam gemacht werden soll, erklärt Grüner. „Durch den Praxisalltag und die widrigen Versorgungsrealitäten ist es immer schwierig, die Kollegen zum Protest zu motivieren, die doch eigentlich eher nur für die Patienten da sein wollen. Aber 3 Euro für einen Maxibrief an Herrn Lauterbauch – das sollte doch noch drin sein.“
Der „letzte Kittel“, der mit dem Abschließen der Praxistür an den Nagel gehängt wird, soll vorab bis Ende März an das Bundesgesundheitsministerium und Gesundheitsminister Karl Lauterbach gesendet werden. Er selbst will mit anderen Kolleginnen und Kollegen am 29. März zusätzlich bei Lauterbach vorsprechen. Weitere Informationen zur Aktion gibt es hier.