Nein, auf dem Osnabrücker Neumarkt ist keine Atombombe explodiert, weder jetzt noch vor 70 Jahren!
Aus unserem Archiv, dieser Artikel erschien erstmals am 6. August 2015,
alle Zeitangaben beziehen sich auf das Ersterscheinungsdatum im Jahr 2015.
Aber heute vor 70 Jahren explodierte im japanischen Hiroshima die erste in einem kriegerischen Konflikt eingesetzte Kernwaffe.
Die mit damals 255.000 Einwohnern fast mit dem heutigen Osnabrück vergleichbare Stadt (bezieht man das nicht eingemeindete Umland mit Wallenhorst, Belm, Bissendorf, Hasbergen und Lotte mit ein) wurde am 6. August des Jahres 1945 Schauplatz dieses Welt-Verbrechens.
Die Atombombe mit dem wenig passenden Namen „Little Boy“ zerstörte um 8:15 Uhr Ortszeit ungefähr 80% der bis dahin unbeschädigten Stadt. Die meisten Einwohner waren Zivilisten, etwa 10% chinesische und koreanische Zwangsarbeiter. Nach Angaben von Wikipedia wurden schätzungsweise 90.000 Personen sofort getötet; an den Spätfolgen starben weitere 90.000 bis 166.000 Menschen.
Die erste Atombombe – kein Vergleich zu den 79 Bombenangriffen auf Osnabrück
In Osnabrück war der Weltkrieg im August 1945 schon Geschichte. Bereits fünf Wochen bevor das Deutsche Reich am 8. Mai 1945 kapituliert, wurde die völlig zerstörte Stadt Osnabrück bereits von britischen und kanadischen Truppen befreit.
Nur eine Woche vor dem Einmarsch der Alliierten hatten die Osnabrücker am Palmsonntag den schlimmsten Bombenangriff des Krieges erlebt. Bei allem Schrecken dieser konventionellen Bombenangriffe, waren die Opferzahlen im Vergleich zu Hiroshima und Nagasaki (09.08.1945) doch noch überschaubar. 178 Menschen starben beim 79. und letzten Bombenangriff auf die Hasestadt.
Was wäre gewesen, wenn die Amerikaner „Little Boy“ auf Osnabrück geworfen hätten?
Die Webseite des Amerikaners Alex Wellerstein erlaubt es die Auswirkungen verschiedener Atombomben-Typen auf jedes beliebige Ziel zu simulieren.
Wir haben – simuliert – die Hiroshima-Bombe (15 Kilotonnen Sprengkraft) in 600 Metern Höhe über dem Neumarkt zur Explosion gebracht.
Vor dem 4. April 1945 war dies noch der „Adolf-Hitler-Platz“. Im dortigen Gerichtsgebäude, das den damals viel engeren Platz dominierte, wurde über Berufsverbote für jüdische Ärzte und Juristen entschieden und mittels der „Nürnberger Gesetze“ sollte das deutsche Volk und vor allem eine „deutsche Ehre“ geschützt werden. Der braune Spuk währte bekanntlich nur 12 von ursprünglich 1.000 geplanten Jahren.
Wären im Winter 1944/45 einige Entwicklungen anders verlaufen, wäre auch Osnabrück womöglich ein potentielles Ziel für eine Atombombe gewesen.
Strahlen-Kessel zwischen Westerberg, Bürgerpark und Kalkhügel
Die Simulation zeigt: 34.990 Osnabrücker hätten dann sofort den atomaren Tod gefunden. 47.400 Schwerverletzte wären durch die Druckwelle, die Hitzewelle und die Strahlung teils schwer verletzt worden.
Die unmittelbar verstrahlte Region (in der Karte „grün“) hätte den Innenstadt-Kessel zwischen Westerberg, Bürgerpark und Kalkhügel ausgefüllt. Im Feuerball der Bombe wäre im Bereich zwischen dem Carolinum und dem Schlossgarten jedes Leben sofort erloschen. Und noch bis an die Grenzen von Fledder, Schinkel und Eversburg hätte die Druckwelle gereicht – und die Hitzwelle hätte selbst darüber hinaus noch in einem Radius von 1,91 Kilometern für Verbrennungen dritten Grades gesorgt.
Hier geht es zur interaktiven „Nukemap“.
(Achtung: teilweise lange Ladezeit).
Kommentarfunktion ist geschlossen.