Vor 23 Jahren hat Cathrin Eßbach in Osnabrück das Penthouse Backpackers in der Möserstraße eröffnet. Doch am Sonntag (10.12.) ist Schluss, dann verliert die Friedensstadt ihr einziges Hostel. Die Inhaberin lädt alle Interessierten am letzten Tag ab 12:00 Uhr zum großen Flohmarkt, dann muss alles raus: Tische, Betten, Stühle und mehr sind käuflich zu erwerben.
„Leider ist mein Mietvertrag hier nicht verlängert worden“, erklärt Eßbach die Schließung ihres geliebten Hostels, das im alten Post- und Telekom-Gebäude beheimatet ist und sogar eine bei Gästen sehr beliebte Dachterrasse besitzt. Doch weil sie sich nicht gänzlich vom Hostel-Leben trennen kann und bislang eine Fernbeziehung führte, geht es jetzt in Husum, dem Wohnort ihres Partners, weiter.
Neues Hostel in Husum eröffnet
Dort hat sie bereits im vergangenen Juni das Hostel Sleeptide eröffnet. „Es wurde sofort gut angenommen und lockt tatsächlich auch internationale Traveller an die Nordsee“, berichtet sie. „Wir arbeiten dort eng mit den Nationalpark-Rangern zusammen und machen unseren Gästen ihren Aufenthalt zu einem richtigen Erlebnis.“
Dass ihre Zeit in Osnabrück nun endet, betrachtet sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Einerseits ist die Friedensstadt ihre Lieblingsstadt. Andererseits war es in den letzten Monaten mit viel Stress verbunden, zwei Hostels parallel zu betreiben. „Insofern bin ich froh, dass es bald wieder nur eines ist“, sagt Cathrin Eßbach.
Osnabrück braucht ein neues Hostel
Schade findet sich jedoch, dass sich niemand in Osnabrück gefunden hat, der ein neues modernes Hostel eröffnet. „Gern hätte ich meine Stammgäste auf das neue Haus aufmerksam gemacht“, so Eßbach. Zu diesen Stammgästen gehören zum Beispiel die Universität mit Erstsemestern und Austauschstudierenden sowie das Theater Osnabrück mit Gastkünstlern, aber auch der Zoo mit seinen Praktikanten oder das Institut für Musik, das jährlich Bewerberinnen und Bewerber für die Aufnahmeprüfungen in der Stadt unterbringen muss. Neben Studierenden und Eltern, die ihre Kinder besuchen, hatte die Hostel-Betreiberin auch Monteure, Pilger und Weltreisende sowie syrische und ukrainische Geflüchtete in ihrem Haus zu Gast.
Cathrin Eßbach hat sich vor 23 Jahren alles allein aufgebaut – vor allem ihr Netzwerk. „Für einen neuen Hostel-Betreiber in Osnabrück wäre es jetzt viel einfacher, hier in einen bestehenden Markt einzusteigen“, sagt sie. „Osnabrück ist so eine geile Stadt und eine Studentenstadt. Wo sollen denn die Erstsemester übernachten, wenn sie hier noch keine Wohnung haben?“ Es müsse deshalb unbedingt wieder ein Hostel geben, denn Hotels seien zu steif und teuer für Studierende. „Hoffentlich kann ich mir, wenn ich hier zu Besuch bin, künftig wieder ein Hostel-Bett buchen und mit Gästen aus der ganzen Welt am Frühstückstisch sitzen.“
Hostel-Chefin ist eigentlich Architektin
Was man nicht ahnt: Die leidenschaftliche Hostel-Chefin ist eigentlich Architektin. „Als Architektin hatte ich früher oft das Gefühl, dass das Geld, was ich verdient habe, eine Art Schmerzensgeld war. Eine richtige Erfüllung habe ich erst gefunden in dem, was ich jetzt mache.“ Auf die Frage, ob man vom Betrieb eines Hostels heutzutage noch gut leben kann, antwortet sie: „Ich muss mich eher fragen, wie ich leben will.“ Es mache sie sicher nicht reich, dafür aber umso glücklicher. „Mit meiner Selbstständigkeit habe ich mich bewusst für das Glück und gegen den Reichtum entschieden. Trotzdem kann ich meinen Krankenkassenbeitrag bezahlen und mir gutes Essen leisten.“