Mit einem ihrem Namen entsprechenden Ziel führte die Initiative „Stoppt Gendern in Niedersachsen“ in dieser Woche mehrere Aktionstage durch. Erster Adressat war am Montag die Hochschule Osnabrück, die sich weiterhin für gendersensible Sprache positioniert, aber konstruktive Diskurse begrüßt.
Aktionen in mehreren Städten
Die Initiative startete ihre Aktivitäten am Montag im Schlossgarten vor der Mensa der Universität Osnabrück und löste damit auch nicht immer friedlich verlaufende Gegenaktionen aus. Weitere Stationen waren Hannover, Lüneburg und Braunschweig, wo die Aktionstage am Donnerstag ihren Abschluss fanden. Ziel war es, ein Zeichen gegen den vermeintlichen Zwang zur Gendersprache zu setzen und auf deren Nachteile aufmerksam zu machen. Laut den Organisatoren führe das Gendern zu Ausgrenzung, etwa von sehbehinderten Menschen und Zuwanderern, und werde von einer Mehrheit der Bevölkerung abgelehnt.
Zudem äußerte die Initiative Zweifel an der Wirksamkeit des Genderns. Sie argumentierte, dass diese wissenschaftlich bisher nicht überzeugend nachgewiesen sei. Darüber hinaus verwiesen die Organisatoren auf Studien, denen zufolge viele Studierende den Gendermodus als Druck empfinden und in manchen Fällen sogar schlechtere Noten angedroht bekommen. Quellen für diese Behauptungen nannten sie jedoch nicht.
Kritik an unbelegten Thesen der Initiative „Stoppt Gendern in Niedersachsen“
Die Hochschule Osnabrück reagierte auf die Aktionstage mit einer differenzierten Stellungnahme. Pressesprecher Ralf Garten betonte: „Anlässe zu konstruktiven Diskursen werden in einer Demokratie begrüßt und stärken sie. Hochschulen sind Räume kritischer Reflexion und respektvoller Zusammenarbeit.“ Diese Haltung stehe im Einklang mit dem Anspruch, gesellschaftliche Debatten auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu führen.
Den Thesen der Initiative, etwa dass viele Studierende sich durch die Gendersprache unter Druck gesetzt fühlen und bisweilen sogar schlechtere Noten angedroht bekommen, widersprach Garten vor diesem Hintergrund deutlich. Ohne wissenschaftliche Quellen seien die Behauptungen nicht haltbar: „Studien ohne Quellenangaben können wir als wissenschaftliche Einrichtung nicht ernst nehmen.“
Hochschule Osnabrück verteidigt gendersensible Sprache
Von der Praxis der gendersensiblen Sprache abzuweichen, plant die Hochschule trotz der Kritik nicht. Laut Garten sei gendersensible Sprache „ein wichtiger Beitrag zu einer offenen, respektvollen und zukunftsorientierten akademischen Kultur“ und schaffe „ein Umfeld, in dem alle Geschlechter gleichermaßen anerkannt und unterstützt werden“.
Als Grundlage für diese Haltung führte Garten einen Beschluss des Bundesverfassungsgerichts von 2017 sowie die folgende Änderung des Personenstandsgesetzes 2018 an, durch die vier Geschlechtsoptionen (männlich, weiblich, divers und keine Eintragung) eingeführt wurden. Besonders für trans* und nicht-binäre Personen sei gendersensible Sprache von Bedeutung, so Garten. „Für uns stellt sich nicht die Frage, ob wir gendern – sondern wie. Wir führen dazu offene Diskurse basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen.“
Sprache als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklung
Garten hob außerdem hervor, dass Sprache sich stets entwickle und die Wahrnehmung von Menschen beeinflusse. Als Beispiel führte er die Umstellung von „Studenten“ auf „Studierende“ an. Die Hochschule zeige jedoch Flexibilität bei der Nutzung von Sonderzeichen wie dem Gendersternchen: Eine vereinfachte Klarheit sei „sicher sinnvoll“, das Ziel der Hochschule bleibe jedoch, „Vielfalt sichtbarmachen“.