Erst vor wenigen Monaten nahm die neue Elektrobus-Linie M1 ihren Betrieb in Osnabrück auf. Zu diesem Zweck wurde am Ende des Östringer Wegs in Haste eine neue Buswende gebaut, an der die E-Busse aufgeladen werden. Die Anwohner des Östringer Wegs und der Straße Am Krummen Kamp fühlen sich durch den daraus entstandenen Lärm gestört. Die Stadtwerke sind rechtlich auf der sicheren Seite, wollen sich aber um Abhilfe bemühen.
Nerviges Piepsen beim Rückwärtsfahren, laute Lüftungen und zu laute Busse – viele der direkten Anwohner der neuen Buswende sind genervt. „Früher war es sehr ruhig hier. Das war auch der Grund, warum wir hier her gezogen sind“, berichtete Petra Kleiner. Sie wohnt, nur durch eine selbst errichtete Holzwand getrennt, direkt neben der Buswende. Auch Michael Coers, ein Anwohner am Östringer Weg ist unzufrieden. „Es ist, als ob ständig ein Bus direkt durch dein Schlafzimmer fährt“, berichtete er.
Was kritisieren die Anwohner?
Doch was genau stört die Anwohner, wo die neuen Elektrobusse doch ziemlich leise unterwegs sind? „Was am meisten stört ist das Geräusch der Lüftungen, wenn die Busse geladen werden. Auch das Piepsen beim Rückwärtsfahren macht großen Krach“, so Petra Kleiner. Denn in der engen Buswende schaffen es viele nicht ohne Rangieren wieder raus. Außerdem sei ein Verkehr mit mehr als Tempo 30 in dem Wohngebiet einfach zu laut. Besonders laut sind die Dieselbusse, die noch immer auf der Strecke unterwegs sind, wenn die eigentlich in ausreichender Zahl vorhandenen E-Busse gerade repariert werden.
Neben den großen Probleme stören sich die Anwohner aber auch an veränderlichen Kleinigkeiten. Man habe zum Beispiel ein Toilettenhäuschen für die Busfahrer errichtet. Die Tür dieses Häuschens ist aber nicht in Richtung Feld gerichtet, sondern in Richtung der Wohnhäuser auf der anderen Seite, wodurch man regelmäßig die Tür knallen höre. Weiterhin problematisch ist die Enge des Östringer Wegs. Wie an vielen anderen Stellen in der Stadt ist der Bus gezwungen um die am Straßenrand stehenden Autos zu kurven und lange Strecken hinter den Radfahrern schleichen zu müssen. Entgegenkommende Fahrzeuge zu umfahren ist ebenfalls nicht ganz einfach. Die Anwohner hatten bereits mehrfach Kontakt mit den zuständigen Mitarbeitern der Stadtwerke, fühlen sich mit ihren Sorgen aber nicht ernst genommen.
Was sagen die Stadtwerke?
„Wir befinden uns mit den Anwohnern im engen Austausch“, so Pressesprecher Marco Hörmeyer. Besonders was die lauten Lüftungen angeht, wollen die Stadtwerke sich für eine Verbesserung einsetzten: „Wir stimmen den Anwohnern jedoch vollkommen zu, dass die Geräuschentwicklung durch die Lüfter zu reduzieren ist. Wir sind daher bereits sowohl mit dem Fahrzeughersteller VDL als auch unserem Systemdienstleister Schaltbau Refurbishment (für die Ladestation) in engem Austausch, wie wir die Lüfterleistung und damit die Lärmemission verringern können. Auch für uns hat diese Aufgabe oberste Priorität“, so Hörmeyer.
Rechtlich gesehen sind die Stadtwerke aber auf der sicheren Seite. Laut des Planfeststellungsbeschlusses ist Tempo 30 nur von 22-6 Uhr vorgesehen und es gibt keine Regelung, die zum Ausschalten der Lüftung verpflichtet. Dass das System aber so noch nicht optimal ist, sehen auch die Betreiber: „Tatsache ist, dass der vollelektrische Busbetrieb (anders als der dieselbetriebene Busbetrieb) noch immer Neuland ist und wir tagtäglich wertvolle Erfahrungen sammeln – aktuell an heißen Sommertagen. Diese Erfahrungen im Praxisbetrieb sind für uns sehr wichtig, um aus den gewonnenen Erkenntnissen Rückschlüsse für Optimierungen zu ziehen.“
Gesamtkonzept fehlt
Obwohl die Stadtwerke also dem Großteil ihrer Versprechungen und Verpflichtungen nachkommen, sind viele Anwohner trotzdem nicht zufrieden. „Die Risikofreudigkeit der Stadtwerke ist absolut nicht tragbar“, findet Petra Kleiner. „Warum muss man als so kleine Stadt wie Osnabrück als erstes eine vollelektrische Buslinie haben?“. Auch Michael Coers ist unzufrieden. „Es fehlt einfach ein Gesamtkonzept für die Mobilität in Osnabrück. Wir wollten die neue Buslinie nie verhindern. Es geht nur darum, eine win-win-Situation für alle Beteiligten zu schaffen.“ Die Anwohner wollen, dass man ihre Belange ernst nimmt und ihnen entgegen kommt. Sie würden es zum Beispiel begrüßen, wenn die Stadtwerke private Lärmschutzmaßnahmen mitfinanzieren würden. Petra Kleinert sieht ansonsten schwarz: „Ich überlege ernsthaft, mein Haus hier zu verkaufen. Dabei lässt sich für alles Kompromisse finden, wenn man nur will.“