Es sind vor allem die Ladenhüter des VW-Konzerns, die in den vergangenen Jahren die Produktion bei Volkswagen Osnabrück geprägt haben. Kann nun ein neuer und dazu noch elektrischer Porsche frischen Wind in die ehemaligen Karmann-Werkshallen bringen?
Bislang scheint es so, als ob der VW-Konzern keine rechte Verwendung für sein vergleichsweise eher kleines Osnabrücker Werk zu haben scheint. So wurde in Osnabrück noch lange Zeit der für den Rest der Welt schon längst ausgemusterte Tiguan der ersten Generation für die USA weitergebaut. Aktuell dürfen die Osnabrücker VW-Werker – in Kurzarbeit – die schwach nachgefragte Cabrio-Variante des T-Roc SUV und die etwas schräg anmutende „Shooting-Brake“ Variante des sportlichen Passat-Bruders Arteon bauen.
Und immer wieder kann das Werk Osnabrück aushelfen, wenn bei der VW-Tochter Porsche Kapazitäten benötigt werden um zusätzliche Stückzahlen zu produzieren, oder um ein nur noch schwach nachgefragtes Modell am Ende seiner Laufzeit weiterzubauen. So lief bei VW in Osnabrück bereits das große Porsche SUV Cayenne vom Band und immer mal auch die kleinen Modell Boxster und Cayman, wie aktuell auch wieder.
Im Osnabrücker Fledder wurden schon viele Porsche produziert
Bereits zu Karmann-Zeiten gab es eine lange Tradition der Zusammenarbeit mit Porsche. So wurden in Osnabrück und am Werkstandort Rheine nicht nur Karosserien und Karosserieteile für die Modelle 356, 911 und 968 gebaut, sondern auch Prototypen und in kleiner Serie ganze Fahrzeuge.
Höhepunkt der Zusammenarbeit war der als „VW-Porsche“ bekannte erste in Großserie gebaute Mittelmotorsportwagen vom Typ 914, der quasi ein Vorläufer der ebenfalls mit Mittelmotor produzierten Modelle Boxster und Cayman ist.
Volkswagen will deutsche Werke fit für die Zukunft machen
Unter dem Motto „Volkswagen macht Werke zukunftsfest“ präsentiert die Wolfsburger Zentrale nun, wie einzelne deutsche Werke in der laut CEO Thomas Schäfer „der Transformation in einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld“ bestehen sollen.
Wie gewohnt liegt der Schwerpunkt des dem an diesem Freitag dem Aufsichtsrat präsentierten Konzepts bei den Stammwerken. So bekommt Wolfsburg ein weiteres volumenstarkes SUV-Elektromodell, muss aber das als besonders innovativ geltende Elektroauto „Trinity“ nach Zwickau abgeben. Einen ursprünglich geplanten Werksneubau für E-Autos in Wolfsburg wird es nicht geben.
VW nennt noch keine Details zu neuen Porsche-Plänen für Osnabrück
Für Osnabrück heißt es in der vom Konzern verbreiteten Pressemitteilung bloß knapp, dass geplant sei, die Kooperation mit Porsche fortzusetzen.
Nach Recherchen der FAZ soll an der Hase zukünftig der Elektronachfolger von Boxster und Cayman gebaut werden, also ein elektrischer Flitzer in Roadster- und Coupé-Form. Die Elektrorenner vom Typ 983 sollen auf einer gemeinsam mit Audi entwickelten Plattform entstehen und als E-Boxster und E-Cayman parallel neben den Verbrenner-Varianten ohne „E“ verkauft werden.
Wollen Sportwagen-Kunden einen Porsche mit „E“?
Für Porsche bedeutet die Elektrifizierung klassischer Sportwagenkonzepte ein Wagnis. Bislang sind lediglich Supersportwagen mit E-Antrieb erhältlich. Tesla verschiebt die bislang lediglich angekündigte Neuauflage seines E-Roadsters bereits seit Jahren. Nur die in China reaktivierte einst britische Marke MG will es ebenfalls wagen einen E-Flitzer auf den Markt zu bringen, allerdings preislich eine Hausnummer unterhalb von Porsche.