Welche Bedeutung hat der Flughafen Münster/Osnabrück (FMO) für die Region und wie geht es weiter, zum Beispiel mit den für die Wirtschaft so wichtigen Direktflugverbindungen? Dieses Jahr fing mit der Germania-Pleite gar nicht gut an, doch der FMO konnte sich behaupten und steht im innerdeutschen Vergleich gut da, wie ein zum IHK-Luftverkehrsforum geladener Experte bestätigte.
Seit ein paar Wochen gibt es wieder eine Direktflugverbindung aus der Region nach Berlin. Airline-Chef Arend van der Meer, der selbst auch gelegentlich im Cockpit sitzt, zeigte sich angesichts erster Zahlen beim zweiten IHK-Luftverkehrsforum am FMO optimistisch, dass die Verbindung dauerhaft gut angenommen wird. Bereits in der vergangenen Woche hatte FMO Geschäftsführer Professor Rainer Schwarz am Rande einer Veranstaltung, bei der die ehrgeizigen Klimaziele des Osnabrücker Heimatflughafens vorgestellt wurden, Zahlen präsentiert, die belegen wie gering tatsächlich die Emissionen der auf der Berlinstrecke eingesetzten modernen Turboprop-Triebwerke der von der niederländische Airline AIS eigesetzten Flugzeuge sind.
Schweiz und Großbritannien bald per Direktflug?
Auch bei den durch die IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim und der IHK Nord Westfalen eingeladenen Unternehmern kommt die Berlin-Verbindung offenbar gut an, genau wie die Direktflüge nach Wien, die beim Luftverkehrsforum im vergangenen Jahr zusammen mit Berlin ganz oben auf der Wunschliste standen. Zusätzlich wird vom FMO seit diesem Jahr auch Kopenhagen direkt angeflogen.
Für die nahe Zukunft wünschen sich Unternehmen und Unternehmer, die auch Vertreter im Kundenbeirat des FMO entsandt haben, jetzt die Wiederaufnahme von Direktverbindungen nach London und ein Angebot für Flüge nach Zürich.
Flughäfen als Motor der Konjunktur und Job-Garant
Ralph Beisel, der als Hauptgeschäftsführer den ADV, den Verband der Deutschen Verkehrsflughäfen vertritt, zeigte in einem umfangreichen Vortrag den geladenen Vertretern der Wirtschaft, unter die sich auch einige Vertreter der regionalen Politik gemischt hatten, auf, in welchem Spannungsfeld sich Luftfahrt in Deutschland bewegt.
Ohne die Airlines dabei einzuberechnen, sind allein 180.000 Arbeitsplätze mit den deutschen Flughäfen verbunden. Neben etwa 250 Millionen Fluggästen werden jährlich auch rund 5 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen. Für das Exportland Deutschland, dessen Exporte und Importe zum weitaus größten Teil über die Containerschifffahrt abgewickelt werden, ist gerade die Luftfracht wichtig, denn die in Tonnen gerechnet vergleichsweise geringe Menge bei der Luftfracht ist nach dem Wert gerechnet für 1/3 des Exportvolumens der deutschen Wirtschaft verantwortlich.
Der Flugverkehr, so der ADV-Chef ist ein Frühindikator für die Wirtschaft. Da sieht der Dachverband der Flughäfen aktuell einen negativen Trend auf die Konjunktur zukommen. Insbesondere in den vergangenen Wochen seien merkliche Rückgänge sowohl bei den Passagierbuchungen wie auch bei der Luftfracht zu vermelden.
FMO ist sehr gut aufgestellt
Den FMO sieht der Flughafen-Dachverband auf einem guten Weg. Trotz der unerwarteten Pleite der Airline Germania, die am FMO für fast ein Viertel des Passagieraufkommens verantwortlich war, läuft der FMO in diesen Wochen auf ein Passagiervolumen zu, dass auch im Germania-Krisenjahr nahezu auf Höhe des Vorjahres liegen wird.
Während zahlreiche Airports in Deutschland unter wegbrechenden Direktverbindungen leiden, nicht zuletzt auch durch das Ende von Air Berlin, kann sich der FMO über einen großen Zuspruch aus der Region freuen, das dafür sorgt, dass Airlines gerne ab dem FMO fliegen. Wenn, wie angekündigt, der FMO im kommenden Jahr eine „schwarze Null“ schreibt, dann ist der FMO „in einer wirtschaftlichen Position, die in Europa sonst nur einer von 5 Flughäfen schafft“, rechnete der Vertreter der deutschen Flughäfen vor.
Deutsche Flughäfen systematisch von der Politik benachteiligt
Von Seiten es Flughafen-Dachverbands richtet sich Kritik an die Politik. Während zum Beispiel in Frankreich, Aufgaben wie die Luftsicherheit und die Flughafenfeuerwehr wie selbstverständlich vom Staat übernommen werden, sind solche Kosten vom Flugpassagier zu tragen, der sie als Gebühr auf sein Ticket aufgeschlagen bekommt. Die zusätzliche und ab April geltende Luftverkehrsabgabe wird zudem nicht für Klimaschutzmaßnahmen im Luftverkehr verwandt, zum Beispiel für die Erforschung synthetischer Treibstoffe, sondern kommt der bereits jetzt am Subventionstropf hängenden Bahn, der man damit die von der Politik über die Senkung der Mehrwertsteuer versprochene Senkung der Fahrpreise subventioniert.
Regionale Flughäfen sind Teil der Daseinsvorsorge
Trotz vergangener Krisen und möglicher Rückschläge in der Zukunft, sieht der Flughafen-Dachverband die Luftverkehrsbranche aber grundsätzlich weiter im Aufwind. Wichtig sei allerdings, dass die Politik den Betrieb eines Flughafens als Teil der Daseinsvorsorge begreife, denn nur so können die dezentralen Wirtschaftsregionen weltweit vernetzt werden, wobei die ab dem FMO mehrfach täglich angeflogenen Drehkreuze München und Frankfurt ebenso beitragen wie Direktverbindungen, die gerade für den exportorientierten Mittelstand wichtig sind.